arabisches theater
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Kaum jemand weiß, dass heute in Deutschland viele Bühnenkünstler aller Sparten aus arabischen Ländern leben, zumeist als politische Flüchtlinge. Dies ist vor allem ein Zeichen für die desolate Situation der Theaterkunst in den arabischen Ländern. Da sie äußerst populär ist, sich aber politisch nicht gängeln lässt, riskiert sie Verfolgung und Vertreibung. Im Exil aber haben Theaterkünstler kaum Chancen, auch wenn sie tadellos Deutsch sprechen. Einige können trotzdem nicht vom Theater lassen.

Zum Beispiel der 1945 in Irak geborene Awni Karoumi. Er studierte Schauspiel und Regie in seiner Heimat und in Ostberlin, wo er auch promovierte. Später arbeitete er nicht nur in Irak, sondern in vielen Ländern des Nahen Ostens. Er führte fast alle Stücke Brechts auf – sogar in Kuwait und in Emiraten der arabischen Halbinsel. Neben Brecht inszenierte er auch andere europäische Autoren wie Handke, Kafka und Tschechow. Und arabische Autoren.

In Irak wird Awni Karoumi verfolgt. Deshalb lebt er seit 1995 in Deutschland. 1996 gründete Karoumi zusammen mit anderen Künstlern den Verein „Masrah“ – Arabisch für Theater –, der deutsche und nahöstliche Kulturen im Dialog einander näher bringen will. Der bislang nur privat unterstützte Verein schaffte es unter anderem, „Die Blinden“ des belgischen Autors Maurice Maeterlinck und „Die Melodie des Schaukelstuhls“ des irakischen Autors Farouk Mohammad zu präsentieren. Awni Karoumis letzte Aufführung ist „Der Nachtreisende“ des ägyptischen Dichters und Dramatikers Salah Abd al-Sabur (1931–1981). Sabur gehört in der arabischen Welt zu den bekanntesten gesellschaftskritischen Autoren. SABINE KEBIR

Awni Karoumi führt zurzeit „Biedermann und die Brandstifter“ von Max Frisch in Kairo auf.