Erste Terrorwarnung in Deutschland

BKA bestätigt Geheimdienstinformationen über möglichen Anschlag. Schily beruhigt: „Kein konkreter Hinweis“

BERLIN dpa/ap ■ Erstmals seit den Anschlägen vom 11. September gibt es nun auch in Deutschland Hinweise auf angeblich geplante Attentate von Islamisten. Das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigte Informationen über eine „erhöhte Gefährdungslage“, warnte aber vor Panikmache.

Innenminister Otto Schily (SPD) versuchte, die Bevölkerung zu beruhigen: „Die streng vertraulich an die Sicherheitsbehörden der Länder übermittelte Warnung enthielt keinen konkreten Hinweis auf einen bevorstehenden Anschlag in Deutschland.“ Dennoch wurden in einigen Bundesländern die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt.

Über die Quelle der Terrorwarnung sagte eine BKA-Sprecherin: „Es gab den Hinweis von einem ausländischen Dienst.“ Ob es der US-Geheimdienst war, wie Focus meldete, oder der italienische Dienst, wie die ARD berichtete, oder gar beide, wollte die Sprecherin nicht sagen. Den von Focus angedeuteten Termin für ein Attentat zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan am Wochenende halte das BKA für falsch. Mit einem Anschlag müsse, wenn überhaupt, dann nicht mehr in diesem Jahr gerechnet werden.

Focus berichtete unter Berufung auf ein Fernschreiben des BKA an das Kanzleramt, der US-Geheimdienst habe in seiner Mitteilung vor einer aus drei Männern bestehenden Terrorgruppe gewarnt. Einem abgehörten Gespräch zufolge sei die in Deutschland platzierte Terrorzelle darauf vorbereitet „die Party zum Fest zu spielen“. Mit dem Fest könnte das muslimische Fastenende gemeint sein, hieß es. In dem BKA-Fernschreiben werde der öffentliche Personennahverkehr als potenzielles Anschlagsziel bezeichnet. Die BKA-Sprecherin wollte dazu nicht Stellung nehmen.

In Bayern verstärkten Polizei und Bundesgrenzschutz ihre Präsenz im Bahnbereich, vor allem an S- und U-Bahnen. Sachsens Innenminister Klaus Hardraht (CDU) forderte die Bürger auf, die Augen offen zu halten. „Erhöhte Aufmerksamkeit ja, aber keine Hysterie.“

Auch in Großbritannien ließen Meldungen über mögliche Attentate aufhorchen. Reporter des Observer berichteten, sie hätten in einem Ausbildungslager des Terrornetzwerks al-Qaida in Afghanistan einen Plan für einen Anschlag auf London entdeckt. In einem 80-seitigen Notizbuch seien detaillierte Anweisungen zum Bau einer ferngesteuerten Autobombe enthalten. Laut Obsever fanden die Reporter das Notizbuch in einer Al-Qaida-Anlage, zu der sie von afghanischen Anwohnern geführt wurden.