Millennium Dome auf dem Gabentisch

Die britische Regierung überlässt die defizitäre Jahrtausendkuppel einem internationalen Konsortium

DUBLIN taz ■ Weihnachten ist die Zeit der Geschenke. Die britische Regierung hat den ungeliebten „Millennium Dome“ im Londoner Stadtteil Greenwich mehr oder weniger kostenlos abgegeben. Ein internationales Konsortium, darunter der US-Milliardär Phil Anschutz, will aus der Jahrtausendkuppel ein Stadion mit 20.000 Sitzplätzen für Sportveranstaltungen und Konzerte machen. Der Vertrag gilt zunächst für 999 Jahre.

Auf dem Rest des 75 Hektar großen Geländes sollen Wohn- und Geschäftshäuser, ein Einkaufszentrum und ein Hotel gebaut werden. An den Mieteinnahmen ist die Regierung mit 50 Prozent beteiligt. Damit ist aber frühestens in drei Jahren zu rechnen. Dennoch sprach Dome-Minister Lord Falconer von einer „Weltklasse-Zukunft für ein Weltklasse-Grundstück“.

Ein „Weltklasse-Grundstück“ ist das Gelände, zumal die Infrastruktur vorhanden ist. Greenwich verfügt über den größten U-Bahnhof in Europa, am Themseufer neben dem Dome befindet sich eine Anlegestelle für Schnellboote. Der Bau der Kuppel, in der zwölf Fussballstadien Platz hätten, wurde mit 628 Millionen Pfund aus Lotterieeinnahmen bezuschusst. Selbst nach seiner Schließung kostete der Dome die Steuerzahler 20 Millionen Pfund.

Eröffnet wurde das „Schaustück für New Labours Vision von Britannien im dritten Jahrtausend“, wie Blair erklärt hatte, am Silvesterabend 1999 mit einer Party. Danach ging es bergab. Die 14 Zonen des Millennium Dome waren bestimmten Themen gewidmet, wie Arbeit und Lernen, Glauben und Geist, Kommunikation und Geld. Gerade das Geld fehlte dem Dome, denn die Besucher blieben aus. Zwölf Millionen zahlende Gäste wären nötig gewesen, bevor die Kuppel am 31. Dezember 2000 dichtgemacht wurde, damit die Rechnung aufgegangen wäre. Am Ende wäre man mit einem Drittel davon zufrieden gewesen. So musste die Regierung mehrfach mit Finanzhilfen einspringen, um eine Pleite zu verhindern.

Zwei Versuche, das peinliche Zelt zu verkaufen, schlugen fehl, weil die privaten Investoren kalte Füße bekamen. Pierre-Yves Gerbeau, der von Euro-Disney in Paris losgeeist worden war, um die langweilige Kuppel aufzupeppen, wollte das Grundstück vor neun Monaten übernehmen, doch die Regierung winkte ab. Zum vorläufig letzten Kapitel des Dome sagte Gerbeau, er sei „sehr amüsiert“, habe er doch damals denselben Vorschlag gemacht. RALF SOTSCHEK