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: Nirgendwo in Afrika

D 2001, Regie: Caroline Link; mit Juliane Köhler, Merab Ninidze; 138 Min.

In ihrem autobiografischen Roman beschreibt Stefanie Zweig das Schicksal ihrer Familie, die 1938 aus Deutschland vor den Nazis nach Kenia fliehen muss. Während die Tochter Regina irgendwann die schweren Stiefel ablegt und die nackten Zehen in die braune Erde taucht, werden die Eltern dort nie richtig ankommen. Der Vater Walter schlägt sich als schlecht bezahlter Verwalter von Farmen durch, für die Mutter Jettel, Tochter aus gutem Hause, ist das archaische Leben ohne jeden Luxus nur schwer zu ertragen. Die englischen Kolonialherren machen den deutschen Juden klar, dass sie hier nur geduldet sind, die Afrikaner begucken sich die Aushilfsausbeuter eher belustigt. Wenn Walter später in der britischen Armee für die Alliierten kämpft und selbst Jettel sich immer mehr einlässt auf das fremde Land, Afrika wird dennoch nie zur Heimat für die Redlichs. Fremd zu sein in einem fremden Land und fremd zu bleiben, das ist nicht exotisch oder aufregend, sondern vor allem die Mühsal des Überlebens. Zwischen Engländern und Flüchtlingen, Juden und Nichtjuden, praktizierenden Juden und nicht praktizierenden, Weißen und Afrikanern, Frauen und Männern entstehen selten Freundschaften, sondern vor allem Beziehungen, die von Abhängigkeiten und Machtverhältnissen bestimmt sind. Aber fast scheint es, als wollte Caroline Link zu viel erzählen. Immer wieder bleiben die Motivationen der Figuren unverständlich, werden Brüche sichtbar. So fehlt diesem Projekt letztlich die Selbstsicherheit, genau das erreicht zu haben, was man wollte.

Astor, Capitol Dahlem, FT am Friedrichshain, Kino in der Kulturbrauerei, Passage