: Tapfere Knutts
■ Auch im Eiswinter ist der Nationalpark Wattenmeer nicht vogelfrei
Nur wenig Schnee und Frost hat der Winter in Schleswig-Holstein bisher zu bieten gehabt. Entsprechend viele Küstenvögel halten sich noch im und rund um den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer auf. Denn so lange der Wattboden nicht tief gefroren ist, finden sie hier und in den angrenzenden Naturschutzgebieten ausreichend Nahrung vor.
Ohnehin ist selbst in Eiswintern die Nordseeküste zwischen Elbmündung und dänischer Grenze nicht ganz „Vogel-leer“: Der Winterbestand liegt immerhin bei zwischen 100.000 und 500.000 Tieren, berichtet der Biologe Klaus Günther vom Projektbüro Wattenmeer des „World Wide Fund For Nature (WWF)“ in Husum.
Kurz vor Weihnachten waren es seinen Schätzungen zufolge noch rund 400.000, darunter allein bis zu 15.000 Nonnengänse, aber auch große Trupps von Pfeifenten, Rotschenkeln, Knutts, Pfuhlschnepfen und des wohl bekanntesten Küstenvogels, des auffällig schwarz-weiß gefiederten Austernfischers.
Sie alle reagieren flexibel auf die Witterungsverhältnisse, wissen die Vogelkundler: Ist es im Nationalpark erträglich und das Nahrungsangebot ausreichend, versuchen sie zu überwintern. Nur wenn es tatsächlich zu frostig wird, ziehen sie an der Küste entlang gen Südwesten, nach Holland, Belgien oder Frankreich. Bei großer Kälte nämlich wird auch das Futter knapp: Kleintiere verschwinden dann zu tief im Wattboden, Krabben aus den Prielen verziehen sich in tiefere Gewässer.
Exemplare derselben Vogelart können nach Angaben der ExpertInnen zudem unterschiedliche Wintergewohnheiten haben. Dabei sind die, die im hohen Norden – in Skandinavien und Sibirien etwa – brüten, am beweglichsten, das heißt sie ziehen am weitesten gen Süden. So wandern Austernfischer, die in Nordnorwegen brüten, im Winter bis nach Westafrika. Es gibt aber auch in der Region heimische Austernfischer-Populationen, die das ganze Jahr hier verbringen.
lno/taz
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