Der Ruf Berlins sinkt

Allensbach-Umfrage: Deutsche mögen Berlin weniger als früher. Neue rot-rote Koalition schadet Hauptstadt-Image

Die Menschentrauben vor dem Reichstag, die zur gläsernen Kuppel hinaufwollen. Die Busschlangen im Regierungsviertel, auf der Museumsinsel und vor den Theatern in der City. Die Losung „Wir fahren nach Berlin“ in deutschen Fußballstadien. Und. Und. Und. Nein, sagt Elisabeth Noelle-Neumann, konservative Meinungsforscherin aus Allensbach, „das Image Berlins sinkt“.

Pünktlich zur rot-roten Regierungsbildung verliert die Hauptstadt laut der Meinungsforscherin an Sympathiewerten. Ebenso wie führende Wirtschaftsunternehmer, die Berlin nach dem Abschluss der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und PDS als investitionsfeindlich abstempelten, sieht Noelle-Neumann die Stadt im Image-Niedergang. Glaubte 1996 noch über die Hälfte aller Deutschen, dass die Hauptstadt eine faszinierende Metropole werde, sind nach der jüngsten Allensbach-Umfrage mittlerweile nur noch 44 Prozent davon überzeugt. Ferner seien noch 41 Prozent der Befragten der Meinung, die Stadt stelle etwas „ganz Besonderes“ dar. 1994 hatten noch 47 Prozent für den Ausnahmestatus Berlins votiert.

Das Image der Haupstadt, so Noelle-Neumann weiter, sei vor allem in den alten Bundesländern stark zurückgegangen, während die Sympathie für Berlin im Osten weiter ansteige. Verantwortlich dafür machten die Befragten die anstehende Regierungsbildung von SPD und PDS in der Hauptstadt. Während die Menschen in den neuen Ländern ein solches Bündnis als normal empfänden, lehne die Mehrheit der Westdeutschen eine Zusammenarbeit mit der SED-Nachfolgepartei strikt ab, analysierte die Meinungsforscherin.

Den hauptstädtischen Linksruck sieht auch der Berliner FDP-Chef Rexrodt als Gefahr an. Der Aufstieg der PDS und die Regierungsbeteiligung in Berlin bedeute, dass diese sich in der Parteienlandschaft insgesamt dauerhaft behaupten könnte. ROLA