Hörsturz in Dahlemer Villa

Dem Uniradio Berlin-Brandenburg droht 2002 das finanzielle Aus und die Kündigung der Studios. Trotzdem hoffen die studentischen Radiomacher auf neue Kooperationsgespräche von Uni und SFB

von MICHAEL SCHMID

„Uniradio. Live at five“, schallte es einmal aus der Villa in Dahlem, wo der kleinste Radiosender der Stadt seinen Sitz hat. Heute sendet „Uniradio“ auf der Frequenz von Star-FM-Programm (UKW 87,9) erst spät um 19.00 Uhr sein zweistündiges Wort- und Musikprogramm. Und bald könnten die Stimmen im Äther ganz verstummt sein.

Zum Ende des Jahres haben die Freie Universität Berlin (FU) und die Alice-Salomon-Fachhochschule ihre weitere Beteiligung an dem Projekt gekündigt. Mit der FU, die einen Etat von rund 100.000 Mark in das Programm investierte, das Studenten als Teil ihrer journalistischen Ausbildung produzieren, fällt damit der Hauptkostenträger weg. Die Freie Universität hat zwar signalisiert, sich möglicherweise an künftigen neuen Kooperationen wieder beteiligen zu wollen. Dennoch beabsichtigt sie, dem „Uniradio“ die Dahlemer Räumlichkeiten 2002 möglicherweise zu kündigen.

Nach Ansicht der Uniradio-Macher bedeutet der geplante Ausstieg der beiden Hochschulen das finanzielle Ende des Senders. War bei seiner Gründung 1996 der Sender noch von 13 Hochschulen in Berlin und Brandenburg unterstützt worden, steht das Uniradio nun vor einem Scherbenhaufen. Nach dem Ausstieg der TU im Jahr 2000 und der Kündigung von FU und der Fachhochschule Alice Salomon bleibt nur noch die Universität der Künste (UdK) als einziger Partner übrig. Obwohl hauptsächlich durch Eigeninitiative der Studenten das Programm aufrechterhalten wurde und Tutoren unbezahlt unterrichteten, habe sich das Personal seit Jahren reduziert, sagt Michael Dornemann, verantwortlich für die Technik beim „Uniradio“. Mangels Geld konnten auch keine aktuellen Werbemaßnahmen initiiert werden. Außerdem fehlte es an zeitgemäßer Technik und Ausstattung des Studios. „Wir haben ja schon einmal eine Durststrecke hinter uns gebracht!“, sagt Dornemann und spielt auf die Kündigung der Technischen Universität (TU) zum Januar 2000 an. Nötig sei nun aber, über neue Strukturen, Kooperationen und Mittel eine Entscheidung herbeizuführen.

Ihre Vorbehalte begründen die Universitäten mit der mangelnden universitären Anbindung des Radios und den fehlenden Mitteln in ihrem Haushalt. Das „Uniradio“ sollte „an die relevanten Studiengänge angebunden werden, also an den Kulturjournalismus an der UdK und die Publizistik an der FU“, sagt Peter Bayerer, früherer Vorstandschef bei Uniradio und Vizepräsident der UdK. Außerdem sei die „Kopplung an die Hochschulhaushalte nicht gut“. Es müsse vielmehr darauf hingearbeitet werden, „finanziell unabhängiger zu werden“. Zugleich „wird das Uniradio auf die Hilfe der größeren Partner angewiesen sein“, so Bayerer.

Damit ist klar, dass ohne neue Kooperationen keine Zukunft für das Radio besteht. Deshalb ist sowohl bei den Universitäten als auch den Uniradio-Machern der Sender Freies Berlin als möglicher Partner im Gespräch. Dort zeigt man sich in der Sache jedoch zurückhaltend. Es müsse abgewartet werden, inwiefern sich die bisherigen Partner einigen, betont Michael Seyfert, Abteilungsleiter Hörfunk vom SFB. Eine Möglichkeit der Kooperation bestehe aber darin, dass das „Uniradio“ in die SFB-Studios in die Masurenallee umzieht.

Klar ist, dass die Verhandlungspartner sich uneinig über die Bedeutung des „Uniradios“ und dessen Funktion für die journalistische Ausbildung sind. Andere Universitäten wie etwa die Universität Leipzig produzieren ein tägliches Vollprogramm und sichern den Journalistikstudenten somit eine praktische Ausbildung in dem Medium.