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montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Zum Jahreswechsel möchte ich über die unverwüstliche Würde und die wunderbare Welt des Westens nachdenken, oh yes! Der New Yorker Terrorangriff zielte nämlich auf das liberale Credo unseres christlichen Abendlands, auf unser Crescendo der Freiheit und auf die Blumen, ja ich will sagen: Chrysanthemen der Aufklärung. Kaum war Kabul befreit, der gomerische Knoten des Sisyphos durchschlagen, durften die Menschen endlich wieder ins Kino, ins gute alte Lichtspielhaus und Filmtheater. Lachende Kinder durften wieder lachen und es regnete Transistorradios wie Manna aus der Asche. Wer hätte das gedacht? Die linken Kriegsgegner, zu denen leider auch ich einmal gehörte, sicher nicht. Sollen sie ruhig über Kollateralschäden jammern, ich freue mich mit den Kindern von Kabul und rufe: Ich bin ein Kabuler! Unsere aufgeklärte Vernunft, unsere differenzierte Kritikfähigkeit und säkulare Weisheit leuchten nun wie die Augen von Augstein über die blühenden Hügel Afghanistans, oh yes! Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.

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