Bizarre Wut-Poesie

betr.: „Feuerwerk“ von Wiglaf Droste, taz vom 31. 12. 01

Oft sind die Texte von Wiglaf Droste für mich ja recht amüsant gewesen, und ich schätzte seine oft zutreffende, humoristische Bissigkeit. Aber dieses Gedicht ist wirklich das Allerletzte. [. . .] Ein derartiger Text ist völlig unangemesen und in jeder Hinsicht verabscheuungswürdig. LYDIA SCHULZE, Arnsberg

Ach ja, irgendwo war da doch noch ’n Tabu.Wer sollt’ es brechen? Der Droste, na nu?In den Türmen, so hofft er korrekt,ist womöglich verreckt der gar böse Architekt.So starben die Menschen, in Löcher gesteckt.Und hätten wohl lieber noch andres geleckt.Ein Eis zum Beispiel. Aber nicht gleich den Tod.Den Dichter freilich treibt andere Not.Doch welche? Das Sehnen nach tieferem Sinn?Bei so kargen Zeilen ist das wohl kaum drin.Hätt’ er auf der Seite, wie daneben bei Tom, Blei gegossen,wäre ihm anderes in die Feder geflossen.Zum Beispiel des Lesers sensibler Sinn,ganz zu schweigen von jenem der Leserin.

Blödes Gedicht? Stimmt. Aber nix gegen diese bizarre Wut-Poesie von Wiglaf Droste, dessen Texte ich ansonsten gerne lese.

UWE KÜNZEL, Freiburg