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■ H.G. HolleinSaft und Kraft

Die Frau, mit der ich lebe, hat ein erfülltes Jahr vor sich. Ich habe nämlich Post bekommen. Von der „Vitamin Spezialitäten Vertriebs GmbH“ in Frankfurt. Die hält den Energiespender „Lebenskraft“ für „nur 9 Euro 65“ für mich bereit, und der hebt „Stehvermögen und Ausdauer“. In den Kapseln steckt ja auch einiges drin: Ginseng aus Korea, Cola-Extrakt aus Westafrika und Muira puama, das „berühmte Potenzholz“ aus Brasilien. (Wobei ich, offen gesagt, das Wort Potenzholz in diesem Zusammenhang schon fast ein wenig zu viel des Guten finde.) Das Schöne an „Lebenskraft“ ist, dass die Gefährtin gar nichts mitbekommt. Denn „Wenn sie wollen, brauchen Sie Ihrer Partnerin nicht mehr zu sagen als: Das sind aufbauende Vitamine.“ So schlucke ich dann beiläufig (Höhö!) je eine Kapsel zum Frühstück und zum Abendessen, und ab geht die Post – „So oft und so lange Sie wollen“. Da gibt es nur noch ein kleines Problem. Die Gefährtin lässt es bisweilen am entsprechenden Respons fehlen. Aber die „Vitamin Spezialitäten Vertriebs GmbH“ ist pfiffig und hat gleich noch einen Zettel beigelegt, auf dem ich „Das unwiderstehliche Erotik-Parfum“ für 19 Euro 95 bestellen kann. Selbiges enthält „bestimmte sexuelle Lockstoffe, die von zahlreichen Tierarten während der Paarungszeit ausgeschieden werden“. Das klingt gut. Sollte die Gefährtin also mal gerade nicht zur Hand sein, könnte ich in aller Ruhe meine Wahl unter den Mitgliedern eines Rudels sabbernder Rottweiler treffen. Oder ich komme einfach auf die Abschiedsformel des Anschreibens zurück. Dort verbleibt ein „Wolfgang Fischer“ in kräftig männlicher Handschrift ja wohl nicht zufällig mit den Worten „Bis bald!“ Da sage ich doch in der Tat „JA“ zu „Leidenschaft und Ausdauer“. Ich würde allerdings gerne wissen, welche frustrierte Libido dafür gesorgt hat, dass mein Name auf die Verteilerliste der „Vitamin Spezialitäten Vertriebs GmbH“ geraten ist.

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