Istanbul liegt unter Schnee

Verkehr in der türkischen Metropole lahm gelegt. Wintereinbruch auch in der Ägäis

ISTANBUL taz ■ Lachend schütteln die Leute den Kopf. Nichts geht mehr auf den Straßen Istanbuls, kaum jemand kann sich daran erinnern, dass es hier schon einmal so viel geschneit hat. Selbst die Hauptverkehrsstraßen sind weiß, Räumfahrzeuge gibt es praktisch nicht und so erobern die Menschen die Straßen zurück. Die Kinder nutzen den schulfreien Tag zur Schneeballschlacht. Der Schnee hat die 15-Millionen-Metropole Istanbul regelrecht lahm gelegt. Die beiden Brücken über den Bosporus sind geschlossen, die Fähren fahren nicht, die meisten Busse blieben im Depot. Über eine Million Menschen kamen nicht zur Arbeit.

Doch nicht nur Istanbul liegt unter einer dichten Schneedecke. Die ganze Agäis ist ebenfalls zugeschneit. In Izmir erleben viele Leute zum ersten Mal in ihren Leben schneebedeckte Straßen und selbst noch weiter südlich, bis nach Bodrum, verwandelte sich der Regen der letzten Wochen in Schnee.

Was den Türken recht ist, ist den Griechen billig. Das Wetter kümmert sich nicht um Landesgrenzen und so versanken auch viele griechischen Inseln in der Ägäis unter einer dichten Schneedecke. Was die Bewohner im nördlichen Thessaloniki nun schon mehrmals in diesem Winter erlebten, durften gestern erstmals auch die Athener mitmachen. Schnee auf der Akropolis, ein wahrlich seltener Anblick. Noch freuen sich die meisten Leute über den ungewöhnlichen Schnee am östlichen Mittelmeer, doch der Spaß droht bald zur Qual zu werden. Noch mehrere Tage lang soll es ungewöhnlich kalt bleiben. Viele Wohnungen sind nur schlecht zu heizen, und so hat die Kälte auch bereits erste Erfrierungsopfer gefordert.

JÜRGEN GOTTSCHLICH