Schützenhilfe vom Altkanzler

Helmut Kohl greift in den Münchner Kommunalwahlkampf ein, schweigt aber über die K-Frage. Der CSU des potenziellen Kanzlerkandidaten Edmund Stoiber droht an der Isar ein Debakel

MÜNCHEN taz ■ Eine der wichtigsten Prüfungen für den potenziellen Kanzlerkandidaten sind die bayerischen Kommunalwahlen in zwei Monaten. CSU-Chef Edmund Stoiber sorgt sich um das Abschneiden seiner Münchner Parteifreunde, die vor der Oberbürgermeisterwahl gegen SPD-Amtsinhaber Christian Ude auf verlorenem Posten stehen.

Ausgerechnet Exkanzler Helmut Kohl sollte der intrigen-geschwächten Münchner CSU gestern aus ihrer düsteren Lage helfen. Doch trotz der prominenten Schützenhilfe zogen die Christsozialen den Kürzeren: Die SPD zelebrierte ihr Dreikönigstreffen im größten Festsaal der Stadt, dem Löwenbräukeller. Kohl musste sich mit dem kleineren Hofbräuhaus begnügen.

Der Altkanzler strahlte fast die ganze Veranstaltung hindurch und schüttelte bei seinem Einzug viele Hände. Die CSU jubelte ihm mit „Hurra“- und „Helmut Kohl“-Rufen zu. Schon als er zum Rednerpult trat, spendeten die tausend Zuhörer mehr Applaus als nach der Rede des OB-Kandidaten Hans Podiuk.

Zur K-Frage schwieg Kohl allerdings. Nur so viel: Die Diskussion habe sich geändert, die Union werde nicht mehr als chancenlos abgeschrieben. „Jetzt zittern die Sozialdemokraten. Die Wahl ist überhaupt nicht entschieden.“ CDU und CSU hätten „alle Chancen, wenn wir kämpfen“.

Auch OB-Kandidat Podiuk umschiffte das heikle Thema. Er wolle nicht, dass „in der Zeitung steht, dass wir hier Edmund Stoiber zum Kanzlerkandidaten ausgerufen haben“. Natürlich ist auch er für Stoiber und gegen die CDU-Chefin Angela Merkel. Aber er beließ es bei der Feststellung, dass auch ein Bayer Kanzler werden könne. Schließlich sei der CDU-Kanzler Ludwig Erhard im fränkischen Fürth geboren und habe somit bayerische Wurzeln.

Podiuk und Kohl machten sich gegenseitig Mut für die Kommunalwahl am 3. März und die Bundestagswahl am 22. September. „Wenn Sie nicht aufgeben, haben Sie eine Chance zu gewinnen“, baute Kohl die CSU auf. Doch sein Elan galt der Abrechnung mit Bundeskanzler Gerhard Schröder. Er hätte, so Kohl, den USA nie seine uneingeschränkte Solidarität ausgesprochen. „Gerade weil sie unsere Freunde sind, haben wir auch ein vernünftiges Selbstbewusstsein.“ Aber die rot-grüne Bundesregierung genieße in den USA „immer noch nicht das notwenige Vertrauen“, deshalb habe Schröder eine bedingungslose Position eingenommen. So wolle auch Außenminister Joschka Fischer vergessen machen, dass er in Frankfurt „Amis go home“ an die Wand gemalt habe.

Sich selbst feierte Kohl als den Vater des Euro. Er habe früher immer gehört, eine europäische Gemeinschaftswährung könne nicht funktionieren. „Es geht doch.“ Damit sei die Währungsunion unumkehrbar, ein Ausstieg unmöglich. „In fünf Jahren kann man mit dem Euro auch in London, in zehn Jahren in Zürich zahlen“, sagte der Altkanzler voraus.

Fraglich blieb am Ende nur, ob sein Auftritt auch der Münchner CSU nützt. 1990 unterstützte der Oggersheimer seinen Pressesprecher Johnny Klein im OB-Wahlkampf. Klein verlor mit 26,3 Prozent. Es war eines der schlechtesten Wahlergebnisse der Münchner CSU. OLIVER HINZ