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■ Leser-Reaktionen zum KandidatInnen-Kampf der CDU/CSU. Der Stoiber/Merkel-Clinch ist „natürlich“ keine FrauenfrageFrau scheint demokratischer

betr.: „Die Konkurrenz der Messerwetzer“, taz vom 7. 1. 02

Eigentlich völlig gleichgültig für Nicht-CDUler, wer die K-Frage gewinnt. Mir scheint die Frau demokratischer. Die selbst ernannten süddeutschen Gotteskrieger vom Schlage Stoiber sind nicht nur lächerlich, obwohl er im Vergleich zur CSU-Masse wie ein Gentleman mit Magengeschwüren wirkt. Er ist zumindest gemein hinterfotzig. Viel Geld steht hinter ihnen.

Sollte Stoiber Kanzler werden, befürchte ich eine brutale Kruzifixierung Deutschlands. Jeder bekommt auf Kosten der Steuerzahler ein Kruzifix mit schriftlicher Gebrauchsanweisung geschickt. Ich wäre aber nicht so höflich wie der Kanzler und würde es zurückschicken.

Ein weiterer Gottestaat auf Erden und noch mehr Gewalt?

LUDWIG BERGER, Buchen

betr.: „Merkel und Stoiber bereit zur offenen Feldschlacht“, taz vom 7. 1. 02

Der Kanzlerkandidat der Union steht schon lange fest: Edmund Stoiber! Nicht weil Angela Merkel eine Frau ist, Indira Ghandi und Margaret Thatcher waren auch Frauen. Beide sind ohne jeglichen Quotenquatsch und trotz des angeblich allgegenwärtigen Sexismus gewählt worden.

Angela Merkel war die Einzige, die die CDU aus der Kohl Spendenaffäre ziehen konnte. Das hat sie auch hervorragend gemacht. Dennoch: Politik kennt weder Dankbarkeit noch Quote, sie ist (und das ist ganz normal) eine Frage der Macht – also des Sich-durchsetzen-Könnens (besonders bei der Union). Edmund Stoiber kann sich durchsetzen, und das ist wichtiger als Kompromissfähigkeit. Er hat die gesamte „Neue Rechte“ hinter sich!

Die „Neue Mitte“ ist rechts von der „Alten Mitte“, was bleibt den Rechten anderes übrig, als sich weiter rechts zu orientieren? So gesehen ist Merkel weggeschrödert worden.

AUREL JAHN, Darmstadt

betr.: „Unreife CDU, unreife Republik“, taz vom 8. 1. 02

Das Problem bei Angela Merkel ist nicht, dass sie eine Frau ist, sondern dass sie kein politisches Profil hat. Wofür steht Angela Merkel? Für die „neue soziale Marktwirschaft“, ein ebenso schwammartiger Begriff wie vor vier Jahren die „neue Mitte“, nur damals gab es eine klare Wechselstimmung, die bisher nicht auszumachen ist. Welche Positionen hat Frau Merkel bezüglich Umweltschutz, Reform der Sozialsysteme, Arbeitslosigkeit? Wie steht sie zur Einwanderung? Wenn man sie sprechen hört, klingt das stets nach dem Nachbeten des Parteiprogrammms, verkrampft, uninspiriert und nicht authentisch.

Machtansprüche als solche sind kein Problem, solange man erklären kann, wofür man diese Macht denn zu nutzen gedenkt. Wer Stoiber reden hört, der weiß wofür er steht, für eine klar konservative Position. Allein weiblich zu sein, reicht eben nicht für die Spitzenämter, ein paar Fähigkeiten für diese Positionen können zumindest nicht schaden. Das ist auch der Grund, warum Frauen nicht konsequent Merkel wählen, warum sollten sie? Die rein feministische Sicht hilft da nicht weiter.

Niemand ist schon deshalb gut, weil er Frau, Ausländer oder Ostdeutscher ist. Diese Dogmen verhindern teilweise auch, dass sich in den Parteien die wirklich fähigen Leute durchsetzen.

ADRIAN DILL, Mainz

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