Anleihen bringen Verlust

Argentinien kann nicht die vollständige Summe zurückzahlen, die ausländische Finanziers und Privatanleger in Staatspapiere investiert haben. Modalitäten unklar

BERLIN taz ■ Wird Argentinien zurückzahlen, was Anleger weltweit dem Staat geliehen haben? Die Hälfte seiner knapp 180 Milliarden Euro öffentlicher Schulden sind internationale Staatsanleihen – großteils in den Händen von Privatanlegern. Ihnen wurde oft bis zu 30 Prozent Rendite versprochen. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass Laufzeiten verlängert, Zinsversprechen nicht eingehalten und nur ein Teil der Einlagen zurückgezahlt wird.

„Die Hoffnung der Anleger liegt nun auf den Umschuldungsverhandlungen. Die sollen in vier bis sechs Wochen beginnen“, sagt Hans-Georg Hesener, Länderanalyst der HypoVereinsbank. „Das werden schwierige, aber geordnete Verhandlungen“, meint Hesener. Denn das südamerikanische Schwellenland sei auch in Zukunft auf das Vertrauen internationaler Geldgeber angewiesen. „Argentinien kann es sich nicht leisten, Kamikaze zu spielen.“ Doch seien gewisse Verluste absehbar. „Die Investoren bekommen sicherlich nicht das zurück, was sie angelegt haben“, so Hesener.

Doch genau das wollen die Anleger. Ein Teil der Gläubiger hat sich im Argentina Bond Committee zusammengeschlossen und die Anwaltskanzlei Mayer, Brown & Platt beauftragt, ihre Interessen der argentinischen Regierung gegenüber zu vertreten. „Wir wollen, dass alle Inhaber von Staatsanleihen gleich und fair behandelt werden“, sagt Anwalt Michael Richman.

Richtschnur der bevorstehenden Verhandlungen ist für die Ausländer eine Vereinbarung, die die argentinische Regierung mit inländischen Gläubigern getroffen hat: Sieben Prozent Zinssatz maximal, 100 Prozent Rückzahlung, Verlängerung um drei Jahre. Diese Forderungen sind Utopie, wie der vereidigte Sachverständige für Kapitalanlagen, Dietmar Vogelsang, sagt. Die Regelung mit inländischen Investoren musste so getroffen werden, um Ruhe und Stabilität im Land wiederherzustellen. Argentinien habe bei seiner Schuldenlage aber keine andere Wahl, als mit Ausländern weniger sanft zu verfahren. „Irgendwo müssen die das Geld ja abknapsen“, sagt Vogelsang. Allerdings hätte Investoren das Risiko bewusst sein müssen, das sie mit dem Kauf argentinischer Staatsanleihen eingehen. „Seit Monaten war die Entwicklung absehbar.“ Zudem sei vor einigen Jahren die Praxis aufgegeben worden, dass nur institutionelle Anleger ihr Geld nicht zurückbekommen, wenn ein Land zahlungsunfähig wird. „Der Anleger konnte wissen, dass er ein Risikopapier besitzt und verlieren kann“, sagt Vogelsang.

Auf dieses Risiko hätten Banken beim Kauf hinweisen müssen. Wer das Gefühl hat, seine Bank habe ihn falsch beraten, kann sich bei einem Schaden bis zu 10.000 Euro an eine Art Schiedsgutachter wenden. Diese unabhängigen Ombutsmänner prüfen dann die Qualität der erfolgten Beratung.