Wer kommt in Bayern, wenn Stoiber geht?

Nicht alle CSUler wären über Stoibers Kanzlerkandidatur glücklich. Hat er Erfolg, gibt es Nachfolgerstreit. Verliert er, hat er ein Imageproblem

KREUTH taz ■ Dass alle CSUler eine Kanzlerkandidatur von Edmund Stoiber unterstützen, heisst nicht, dass alle über sie glücklich wären.

Die CSU im Bayerischen Landtag verliert im jedem Fall. Wenn Stoiber Schröder schlägt, braucht die CSU ein Jahr vor der Landtagswahl im Spätsommer 2003 einen neuen Ministerpräsidenten. Wenn Stoiber an ihm scheitert, fehlt ihm bei der Bayernwahl sein Siegerimage. Allerdings hatte die CSU-Legende Franz Josef Strauß nach seiner fehlgeschlagenen Kanzlerkandidatur bei der folgenden Landtagswahl besser abgeschnitten als zuvor.

Offiziell leugnet die Landtags-CSU diese Probleme. Sie verbreitet die Einschätzung, nur wenn Stoiber darauf verzichte, Bundeskanzler Gerhard Schröder herauszufordern, schade es ihr. Denn dann würde es heißen, er „kneift“.

Falls Stoiber Kanzler würde, gibt es noch keinen ausgemachten Nachfolger für die Münchner Regierungszentrale. Formal die besten Chancen besitzt Innenminister Günther Beckstein. Der Nürnberger stieg vor einem Jahr zum stellvertretenden Ministerpräsidenten auf, als Barbara Stamm von Stoiber als Gesundheitsministerin wegen der BSE-Krise und des Schweinemastskandals fallen gelassen wurde und ging. Beckstein spielt seit seiner Staatssekretärszeit unter Stoiber, als dieser Innenminister war, dessen Minenhund. So schickte Stoiber ihn vor, als es um die Forderung eines NPD-Verbots ging.

Doch genauso wie Beckstein fühlt sich Staatskanzleichef Erwin Huber zu Höherem berufen. Der ehemalige CSU-Generalsekretär und Finanzminister schmeißt auch Stoibers Regierungsgeschäfte hemdsärmlig. Der Niederbayer gilt als noch rechter als Beckstein.

Der dritte aussichtsreiche Kandidat für den Ministerpräsidentenposten, Landtagsfraktionschef Alois Glück, stimmt in der CSU auch mal liberalere Töne an. Mit ihm allein bespricht Stoiber seine Kabinettsumbildungen. Jedoch ließ der bodenständige gelernte Landwirt offen, ob er nach der Landtagswahl überhaupt noch weiter eine Führungsrolle übernehmen will. Glück, mit 61 Jahren der älteste unter den potenziellen Stoiber-Nachfolgern, liebäugelt offenbar mit einem Rückzug aus der ersten Reihe.

Geringere Chancen auf den Chefsessel am Franz-Josef-Strauß-Ring hat CSU-Generalsekretär Thomas Goppel, dessen Vater Alfons von 1962 bis 1978 schon Ministerpräsident war. Selbst wenn Goppel Stoibers Nachfolger wird, bleibt es sehr unwahrscheinlich, dass die SPD zusammen mit Grünen und FDP nach der nächsten Landtagswahl die Regierung stellt. Selbst der SPD-Landesvorsitzende Wolfgang Hoderlein rechnete bisher öffentlich erst für die übernächste Wahl 2008 mit einem Ende der CSU-Alleinherrschaft. Ein früherer Abgang Stoibers verbessert jedoch die Ausgangslage der bayerischen Opposition.

OLIVER HINZ