Nur NRW voll für Merkel

Unterstützung für Kandidat Stoiber aus mehreren CDU-Landesverbänden. Schäuble lehnt Vermittlerrolle ab

KREUTH taz ■ Am letzten Tag der CSU-Klausurtagung in Wildbad Kreuth hat ein Beschluss der nordrhein-westfälischen CDU nur kurz für Unruhe gesorgt. Der Vorstand des größten CDU-Landesverbandes sprach sich gestern einstimmig für Angela Merkel als Kanzlerkandidatin aus. Doch die Siegeszuversicht in der CSU blieb. Der parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Peter Ramsauer, sagte in Kreuth, das NRW-Votum sei „ein typisches Beispiel für Überbewertung“. Im Gesamtvorstand würde Edmund Stoiber weiterhin favorisiert.

CDU-Bundesvize und NRW-Landeschef Jürgen Rüttgers habe in einer „Nacht-und-Nebel-Aktion“ in einem „Kleinstgremium“ ein Signal geben wollen, kommentierte Ramsauer ironisch.

Die gute Laune bei der CSU kam nicht von ungefähr: Stoiber erhielt gestern auch deutliche Unterstützung. So fasste die saarländische CDU einen Pro-Stoiber-Beschluss, Sympathiebekundungen kamen auch von Spitzenfunktionären in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Auch in Hessens CDU gebe es eine „sehr deutliche Mehrheit für Stoiber“, sagte der dortige CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg.

Merkels Vorgänger als Parteichef, Wolfgang Schäuble, lehnte als Gast in Kreuth eine Vermittlerrolle ab: „Ich bin voller Vertrauen, dass die beiden Parteivorsitzenden es richtig machen.“ Auf der morgen beginnenden Klausur des CDU-Vorstands in Magdeburg werde keine Entscheidung getroffen, meinte Schäuble. Für wen er selbst ist, wollte er nicht sagen. Allerdings müsse man das Aufkommen der Schill-Partei „ernst nehmen“. Damit ließ Schäuble indirekt erkennen, dass er Stoiber vorzieht. Schill will nur dann bundesweit antreten, wenn Merkel Kandidatin wird.

Die CSU vertraut darauf, dass viele CDU-Vorstandsmitglieder ihre Parteichefin in Magdeburg zurückpfeifen. Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans Michelbach kündigte an, seine CDU-Kollegen in der Mittelstandsunion würden diese Aufgabe gewiss übernehmen. OLIVER HINZ