Tag der K-Entscheidung lässt weiter auf sich warten

Merkel verweist auf Vier-Augen-Gespräch mit Stoiber und schließt Klärung bei CDU-Klausur in Magdeburg aus. Nord-Süd-Gefälle in Umfragen

BERLIN dpa/ap/taz ■ Die immer noch ungeklärte Kandidatenfrage der Union hat den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) gestern dazu bewogen, seinen Skiurlaub abzubrechen. Der Ministerpräsident halte es nicht mehr für vertretbar, in Tirol Ski zu fahren, während die CDU-Führung in Magdeburg die Lage der Partei berate, erklärte sein Pressesprecher Dirk Metz. Koch sei beunruhigt, dass die Einhaltung des zuvor festgelegten Zeitplans zur Entscheidung der K-Frage nicht mehr gewährleistet sei, und wolle nun doch an der heute beginnenden CDU-Klausurtagung teilnehmen.

In einem Interview mit der Bild-Zeitung bekräftigte die CDU-Vorsitzende Angela Merkel unterdessen, dass in Magdeburg keine Entscheidung über die Kandidatenfrage fallen werde: „Das von uns gewählte Verfahren gibt bewusst den beiden Parteivorsitzenden von CDU und CSU eine große Verantwortung. Ich hätte mich auf dieses Verfahren nie eingelassen, wenn ich von seinem Scheitern ausgegangen wäre.“ Die Frage, ob gegebenenfalls die Unionsfraktion im Bundestag entscheiden werde, ob sie selbst oder CSU-Chef Edmund Stoiber antrete, beantwortete Merkel weder mit Ja noch mit Nein. Zuvor hatte die Bild-Zeitung vorab gemeldet, Merkel habe eine Fraktionsabstimmung ausgeschlossen.

Unklar ist auch, wen welche CDU-Landesverbände unterstützen. Am Mittwoch hatte es noch geheißen, der mitgliederstärkste Landesverband, Nordrhein-Westfalen, stehe hinter Merkel. Gestern erklärte der Europa-Abgeordnete Elmar Brok, der Vorsitzender des 27.000 Mitglieder umfassenden CDU-Bezirks Ostwestfalen-Lippe ist, seine Vorliebe für einen Kanzlerkandidaten Stoiber.

Die CDU-Landesvorsitzenden von Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein sowie die CDU-Fraktion in Baden-Württemberg sprachen sich gestern ebenfalls für den bayerischen Ministerpräsidenten aus. Auch die CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung unterstützt nach Auskunft ihres stellvertretenden Vorsitzenden Hans Michelbach mehrheitlich Edmund Stoiber.

Radio-Umfragen weisen indes auf ein deutliches Nord-Süd-Gefälle unter den WählerInnen hinsichtlich ihrer Präferenz für Stoiber oder Merkel hin: Bei einer Hörerbefragung des Senders „Antenne Bayern“ sprachen sich etwa drei Viertel der Teilnehmer für den Bayern aus. „Radio Hamburg“ kam bei einer ähnlichen Umfrage zu dem Ergebnis, dass 70 Prozent der Teilnehmer für Merkel seien. YAS