Ein Kind zu viel

2001 gab es weniger Verkehrstote. Dafür nimmt die Rücksichtslosigkeit auf den Straßen zu, klagt die Polizei. Raser sollen nun sofort angesprochen werden

Mal so richtig Gas geben – das ist in Berlin kaum möglich. Zum Glück, meint die Polizei. Denn dadurch rangiert Berlin, zusammen mit den anderen Stadtstaaten Bremen und Hamburg auf den letzten Plätzen der Verkehrsunfalltoten-Statistik.

Vergangenes Jahr kamen im Berliner Straßenverkehr 65 Menschen ums Leben. Das sind 14 weniger als im Vorjahr, ein positiver Trend, der sich schon seit Jahren abzeichnet. Als Gründe dafür nannte Polizeipräsident Gerd Neubeck die größere Sicherheit der Fahrzeuge, die verbesserte Kommunikation bei Unfällen und eine bessere Rettungsinfrastruktur. Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass sich Verkehrsteilnehmer wegen der beruhigenden Statistik rücksichtsloser verhalten. Verkehrsregeln würden weniger ernst genommen und Maßnahmen wie Geschwindigkeitskontrollen verstärkt als „Abzocke“ betrachtet, klagt die Polizei.

Die Leidtragenden der Rücksichtslosigkeit waren 2001 vor allem Fußgänger. 31 wurden getötet, das ist nur ein leichter Rückgang um 2 Tote gegenüber dem Vorjahr. Bei den Fahrradfahrern hat sich die Bilanz verbessert und von 17 auf 10 Tote reduziert. In der Altersstatistik fallen vor allem Senioren auf: 29 kamen im Vorjahr im Straßenverkehr um. Ein Problem, dem die Polizei ratlos gegenübersteht, da sie diese Altersgruppe mit Aufklärung schlecht erreicht.

Ganz anders sieht es bei den Kindern aus: Hier kümmern sich 76 Verkehrssicherheitsberater darum, dass Kinder in der Schule auf die Gefahren vorbereitet werden, vor allem mit dem „Fahrradführerschein“. Die Polizei sieht den Erfolg dieses Programms dadurch bestätigt, dass im Jahr 2001 nur ein Kind im Straßenverkehr starb.

Der Polizeipräsident kündigte verstärktes Blitzen an lokalen Verkehrsschwerpunkten an. Raser sollen dann persönlich von den Polizeibeamten angesprochen werden. Stadtweite Überwachungsaktionen werden dafür zurückgefahren. MM