Böser Absturz des Favoriten Heribert Fu

Bei der Winter-Olympias für Stofftiere und Puppen holte sich der Affe Puffy Gold im Skispringen. Schaf Frody enttäuscht

Es ist absolut nicht sein Tag. Mit Bestürzung erleben die Zuschauer an der Schanze das Missgeschick des hohen Favoriten. Heribert Fu, die dickleibige Plüsch- Schildkröte, stürzt wie ein Kartoffelsack vom Schanzentisch. Zudem verletzt er sich schwer. Erste Diagnose: ein komplizierter Beinbruch, vom Ärzteteam der Wintersport-Olympiade für Stofftiere und Puppen (Wosp) zu behandeln. Ein herber Rückschlag für den Aufsteiger – erst vor einem halben Jahr wurde er in der Gosse aufgesammelt.

Gold im Skisprung sicherte sich Puffy, der Affe, der sowohl in der Sprungweite als auch in der B-Note für Flug und Landung die anderen Plüschtiere deutlich übertrumpfte. Frody, ein graues Schaf, immerhin mit der Bronzemedaille dekoriert, blickt ein wenig traurig vom Siegerpodest. Wie sein junger Coach. Sie hatten auf Gold gehofft. Dann die Siegerhymne: eine jämmerliche Lobhudelei auf den Affen, gesungen von sechs Wosp-Helfern.

Der versierte Moderator Christoph Teußl ruft zum nächsten Wettbewerb. Für den Winter eher untypisch müssen die Plüschtier-Athleten im Bungee-Jumping antreten. „Ein Restrisiko ist immer dabei, aber Mut zählt“, ruft Teußl. Die Behmstraßenbrücke, auf der die Olympiade ausgetragen wird, füllt sich langsam mit Zuschauern. Ohne Pause feuert Teußl die Aktiven zu Höchstleistungen an. Das Publikum bejubelt die eleganten und zugleich furiosen Sprünge der Plüschtiere. In 45 Sekunden müssen sie möglichst oft wieder nach oben schnellen. Der jeweilige Coach steuert das Gummiseil. Wiederum gibt es Verletzte, die gegen das Brückengeländer fliegen. Notarzt Thomas Hauck betont: „Man sollte schon die realistischen Fähigkeiten der Stofftiere beachten, wenn man sie ins Rennen schickt.“ Vor allem in der dritten Disziplin, dem Eisschnelllauf, haben das die wenigsten Trainer beachtet.

„Statt als Maskottchen bei Wettkämpfen geführt zu werden, sollen die Plüschtiere selber Sport treiben“, sagt Georg Springer, der die Rolle des unfair kämpfenden Buhmanns übernehmen musste. Er und seine Mitstreiter von der Künstler- und Theatergruppe „Club Real“ haben weder Kosten noch Aufwand gescheut, um einen erstklassigen Wettbewerb zu organisieren. „Natürlich ist der vor allem für Kinder gedacht, aber nicht nur für sie . . .“. Auch Erwachsene schicken ihre besten Plüschtiere ins Rennen. Aber selbst die können kläglich versagen. So wie Heribert Fu, die ungelenke Schildkröte. HENNING KRAUDZUN

Weitere Infos: www.clubreal.de