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■ Stoiber statt Merkel. Reaktionen dazuDie Wahlkampfzeit überstehen

betr.: „Servus, Frau K.“ u. a., taz vom 12. 1. 02

Die K- Fragen- Entscheidung am Freitag hat mich zwar nicht überrascht aber trotzdem enttäuscht. Statt einer detailliert begründeten Kritik habe ich spontan das folgende kleine Gedicht geschrieben.

Frohgemut auf zur K-Entscheidung!

Eine Illusion war es von Anfang an/ Oder glaubte wirklich jemand daran/ Dass es einer Frau gelänge/ Dass Herr Stoiber sich hinten anstelle?

Herr Stoiber wackelt mit dem Kopf:/ Wir Bayern machen’s richtig,/ Wird Zeit, dass man das im Norden mitkriegt.

Anfangs focht Frau Merkel unverdrossen/ Nun hat sie aber abgebrochen/ Ihren Kampf

Gegen den starken Mann/ Denn nur er kann Bayrisches Wirtschaftswachstum/ Mit preußischer Tugend verbinden.

Wie schön, wie angenehm findet/ Der Deutsche dieses wohlbekannte Gefühl:/ Endlich wieder eine Autorität an der Spitze/ Vor der man ziehen kann die Mütze.

Herr Stoiber wackelt mit dem Kopf:/ Ein Schritt vor und drei zurück,/ Das ist der Takt der deutschen Politik.

Er ist der Sicherheitsexperte hier,/ In der Wirtschaft sowieso ein Held./ Umweltpolitik wird eliminiert,/ Schließlich zahlt die Natur kein Geld.

Auch nicht Asylsuchende – also weg damit!/ Die können wir hier nicht gebrauchen,/ In Deutschland./ Hier sollen die Industrieschornsteine rauchen.

Unsere Wirtschaft steigt nun auf aus den Trümmern!/ In anderen Ländern wird gefoltert, gehungert, gelitten?/ Man kann sich schließlich nicht um alles kümmern./ Andere Länder, andere Sitten!

Jedenfalls, so tönt Herr Stoiber,/ Gibt es nun keinen Ruck nach rechts/ In der deutschen Politik!/ Der Grund dafür ist der,/ dass es diese Unterschiede sowieso nicht mehr gibt!

Sinnvoll soll die Politik nur sein, Schluss mit dem Gezeter!/ Atomkraftwerke an, Ökosteuer runter,/ Fuß aufs Gaspedal, Abgase in den Äther–/ Hauptsache die Wirtschaft ist gesund und munter.

Man könnte ja die Abgase irgendwohin umleiten!/ Dann sehen wir sie nicht mehr,/ Dann können sie keine schlechte Laune verbreiten.

Wie die Unterscheidung zwischen rechts und links./ Sie ist ja nun verschwunden/ Weil man sie ganz unwichtig find’./ So einfach heilt man Wunden.

Vielleicht kann ich so auch meine Schulden tilgen:/ Schulden gibt es einfach gar nicht mehr./ Schließlich ist mein Geld nicht weg, es bilden/ Sich nur neue immer Besitzer her.

Schulden nenne ich von nun an „Umverteilung“:/ Jemand anderes hat mein Geld./ Mit einfacher Umdefinierung/ Schafft man Probleme aus der Welt..

Oh nein, einen Rechtsruck wird es nicht geben./ Die Hälfte aller Wähler,/ Die in Bayern leben/ Können nicht nach dem Falschen streben

Meint Herr Stoiber./ Ach so, ja stimmt. Natürlich./ Ich vergaß./ Genauso wenig wie im Dritten Reich, nicht wahr?

Aber malen wir den Teufel nicht an die Wand./ Fürs Erste reicht es voll und ganz/ Die Wahlkampfzeit/ Zu überstehen.

SYLKE WENLAND, Berlin

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