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Madrids Börse im Abwärtssog

Spanien ist größter Investor in Argentinien. Jetzt stürzen die Aktienkurse ab, weil die Gewinne der Unternehmen wegbrechen. Telefónica verlor bereits fast 13 Prozent

MADRID taz ■ Seit Argentiniens Präsident Eduardo Duhalde am 4. Januar sein Krisenprogramm vorlegte, haben die spanischen Großinvestoren an der Börse insgesamt 28 Milliarden Euro an Wert verloren. In keinem anderen Land haben die Großen von der Iberischen Halbinsel so viel Geld investiert wie in Argentinien. Im Rahmen der Privatisierung der argentinischen Staatsbetriebe flossen alleine in den letzten zehn Jahren rund 50 Milliarden Euro über den Ozean. Das entspricht fünf Prozent des spanischen und 10 Prozent des argentinischen Bruttoinlandsprodukts. Spanien ist damit wichtigster Partner des lateinamerikanischen Krisenlandes. Jetzt wird dies zum Problem. Der spanische Börsenindex Ibex verzeichnet seit Jahresbeginn einen Rückgang um fast sieben Prozent – Rekord in Europa. Zum Vergleich: Im schwarzen Börsenjahr 2000 beliefen sich die Ibex-Verluste auf 7,84 Prozent. Besonders hart trifft es den Telekommunikationskonzern Telefónica mit 12,95 Prozent Wertverlust, deren Mobilfunktochter Telefónica Moviles mit 12,34 Prozent sowie die Großbank BBVA mit 13,72 Prozent und den Erdölkonzern Repsol mit 13,84 Prozent.

Repsol kaufte 1999 das ehemalige argentinische Staatsunternehmen YPF für zwölf Milliarden Euro. Bis zum Beginn der Krise erzielte das einstige spanische Staatsunternehmen die Hälfte seiner Gewinne auf dem argentinischen Markt. Jetzt ist dort die Binnennachfrage zusammengebrochen. Auf dem Telefonmarkt sieht es nicht besser aus. Telefónica und deren Handytochter sind die größten Anbieter in Argentinien. Doch nun können viele der 4,5 Millionen Festnetz- und der 1,9 Millionen Handykunden ihre Rechnung nicht mehr bezahlen. Und die beiden Großbanken BBVA und BSCH werden nach der Peso-Abwertung einen Teil der vergebenen Kredite nicht zurückverlangen können. RAINER WANDLER

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