Unterstützung für Uni-Klinikum wächst

Universitätsleitung verlangt die Einsetzung einer Expertenkommission. Wissenschaftsrat gegen Schließung

Demonstrieren, Unterschriften sammeln, hartnäckig bleiben – der Kampf der Freien Universität (FU)für ihr Klinikum geht weiter, und es gibt einige Anzeichen, dass er vielleicht nicht umsonst ist. Gestern demonstrierten erneut 800 Medizinstudenten, Ärzte, Angestellte und Professoren gegen die Umwandlung der Universitätsklinik Benjamin Franklin (UKBF) in ein normales Versorgungskrankenhaus.

Mit Slogans wie „Gesparte Forschung erspart uns die Zukunft“ bewegten sie sich in einem lärmenden Demonstrationszug vom Anhalter Bahnhof zum Potsdamer Platz. Sie durften nicht vor dem Abgeordnetenhaus demonstrieren, dort fand sich zur gleichen Zeit der designierte Senat zur Wahl ein. „Wir werden’s denen noch richtig zeigen“, drückte Monika Ziegener, Personalratsvorsitzende der FU den allgemeinen Unmut über die Entscheidung des rot-roten Senats aus. „Wir ziehen das auch bis in den Bundestagswahlkampf, wenn es sein muss!“ Ziegener zeigte sich erfreut über erste Signale zur Gesprächbereitschaft, die laut Presseberichten von Kultursenator Thomas Flierl (PDS) ausgingen.

Auch der erste Vizepräsident der FU, Dieter Lenzen begrüßte die Gesprächsbereitschaft und sprach sich für die Einsetzung einer Expertenkommission aus. Er war bei der Demonstration in vorderster Reihe dabei, während sein Chef, FU-Präsident Peter Gaehtgens im Abgeordnetenhaus mit den Politikern ins Gespräch zu kommen versuchte. Von den Ergebnissen hänge ab, wie der Protest weitergehe, sagte FU-Sprecherin Felicitas von Aretin.

Unerwartete Schützenhilfe für das Steglitzer Klinikum kam von der Wintertagung des Wissenschaftsrats im Roten Rathaus: „Die Schließung würde den Wissenschaftsstandort nachhaltig schwächen“, heißt es in einer Stellungnahme, die der Kreis mit Verweis auf eine fünf Jahre alte Empfehlung abgab. Im Auftrag von Bund und Ländern befasst sich der Wissenschaftsrat mit der Entwicklung von Hochschulen, Wissenschaft und Forschung. Er hatte im Januar 1997 der Charité unter „fachlichen Gesichtspunkten“ eine klare Priorität eingeräumt, die Weiterführung des UKBF dennoch „angesichts positiver Entwicklungstendenzen“ als „wünschenswert“ bezeichnet. Das Klinikum gehöre in der medizinischen Forschung zur Spitzengruppe in Deutschland, so der Befund.

Auch in der Bevölkerung hat der Protest großen Zuspruch. Ungefähr 31.000 Protestunterschriften liegen nach Angaben der medizinischen Fakultät bereits vor. MARKUS MÜNCH