Studenten streicheln Schulcomputer

■ Für den Verein 3S betreuen Informatik-StudenInnen die Schüler-Computer in Bremer Schulen. Das Modell, das bundesweit Schule macht, wird derzeit den Bedürfnissen der Schulen angepasst

Schulen ins Netz – das ist nicht schwer, sie „drin“ zu halten dagegen sehr. Diese Erfahrung musste Schulsenator Willi Lemke schon ziemlich am Anfang seines Engagements für Schulen am Netz machen. Inzwischen hat zwar jede Bremer Schule einen Internetzugang, aber die Frage nach der Wartung von Hard- und Software konnte zunächst niemand beantworten. Meist blieb es an engagierten LehrerInnen hängen, die viel Freizeit opferten oder im Idealfall freigestellt wurden – und dann an anderer Stelle fehlten. Für kompliziertere Probleme, nicht eben selten bei Rechnern, die von vielen Menschen genutzt werden, musste immer eine teure Firma ran. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich nicht um standardisierte Netzwerke handelt: Weil die Rechner häufig von Unternehmen gespendet wurden, sind die Systemvoraussetzungen an jeder Schule anders.

Wie ein Geschenk des Himmels muss es Lemke da vorgekommen sein, als sich 1999 der Verein „S3“ gründete, Kurzform für „Schul-Support-Service“. Die Idee war einfach: Schulen brauchen Betreuung, Informatik-StudentInnen Praxis. Andreas Breiter, Assistent an der Bremer Uni, gründete mit Michael Plehnert vom Landesinstitut Schule (LIS) den Verein, der inzwischen die Computer der Bremer Schulen zum Spottpreis von 350.000 Mark im Jahr wartet. Schon mehr als die Hälfte aller Bremer Schulen haben um die Hilfe von S3 gebeten. Wenn der zuständige Lehrer nicht weiter weiß und auch auf der Homepage von S3 (www.schule.bremen.de/s3) keinen Rat findet, kann er einfach die Hotline anrufen (Tel.: 361-6600). In der Regel ist dann innerhalb einer Woche Hilfe vor Ort. Zwölf StudentInnen und mittlerweile auch vier fest angestellte Mitarbeiter werden über ein computergestütztes Terminsystem per E-Mail informiert und machen sich auf die Socken.

Ein Konzept, das mittlerweile in anderen Städten Schule macht: In Hamburg hat sich ein Verein gegründet, der sich zur Unterscheidung „3S“ nennt und das Bremer Modell erfolgreich übertragen hat. In Frankfurt geht demnächst eine weitere Initiative an den Start. Im November veranstalteten die Bremer einen Workshop für weitere Interessierte mit Gästen aus zwölf Bundesländern. Klingt fast, als wäre das Modell perfekt: Der Bildungssenator kauft eine unverzichtbare Dienstleistung weit unter dem Marktpreis ein, Informatik-StudentInnen gewinnen studienbegleitend Berufspraxis und verdienen nebenbei einen durchaus respektablen Stundenlohn von 15 Euro, und schließlich kommen auch noch Berufanfänger in Arbeit: Die bald fünf fest angestellten Supporter sind allesamt Quereinsteiger, die über das Arbeitsamt umgeschult wurden. Zum Beispiel Axel Voigt, der eigentlich Biologe ist: „Das ist für mich ideal: Den Teilzeit-Job kann ich gut mit meiner Familie vereinbaren.“

Dennoch, perfekt sind wenige Dinge auf der Welt. Zwar haben schon zwei Drittel der Bremer Schulen die Dienste von S3 in Anspruch genommen, aber nicht alle sind zufrieden mit dem, was der Verein bieten kann. Am liebsten hätten manche Schulen einen festen Supporter, dem sie nicht jedes Mal ihre individuelle Netzwerk-Konfiguration erklären müssen. Schwer zu finanzieren, aber S3 hat es mit zehn Modellschulen probiert. Die meisten waren begeistert, manche klagten immer noch über zu geringe Kapazitäten. „Das mussten wir dann zum Teil relativieren“, sagt Michael Plehnert vom LIS. „Bei einer Schule stellte sich heraus, dass unser Supporter den Rechner des Hausmeisters auf Vordermann gebracht hatte.“ Da liege die Grenze des für den Verein Machbaren. Mehr als die Betreuung der von den SchülerInnen benutzten Rechner sei einfach nicht drin. Die Netzwerke der Schulverwaltung etwa fallen aus der S3-Betreuung deswegen grundsätzlich heraus.

Zum neuen Schuljahr soll alles anders werden: Wahrscheinlich wird das LIS Regionalteams aus drei Pädagogen und einem S3-Techniker bilden, die die Schulen inhaltlich und technisch zum Multimediaeinsatz im Unterricht beraten. Den täglichen technischen Service werden weiterhin in erster Linie die StudentInnen von S3 leisten.

Jan Kahlcke