Kichern mit Cary Grant

Auf LSD im Isotank: Drogenfilme gingen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren mit großem Respekt an das Thema, später erst wurden die Bilder zum Rausch ein wenig übertrieben. Das Eiszeit-Kino zeigt „Filme, die Drogen nehmen“

Filme und Drogen sind eng miteinander verwandt; und psychedelische Drogen haben die Geschichte der Bilder stark beeinflusst (MTV, David Lynch usw.). Die dem Hippieerbe verpflichtete Kreuzberger Galerie Transition veranstaltet nun vom 24. 1. bis zum 30. 1. im Eiszeit-Kino ein kleines Drogenfilmfestival, bei dem vor allem LSD und ähnliche Substanzen thematisiert werden, denn das Festival möchte auch einstimmen auf eine Hommage an den LSD-Erfinder Albert Hoffmann, die am 25. 1. im Tempodrom stattfinden wird.

Meist, wenn es um Drogen und Film geht, werden absurde alte amerikanische Aufklärungsstreifen wie „Reefer Madness“ oder die üblichen Kiffercomedys zum Ablachen gezeigt. „Filme, die Drogen nehmen“ widmet sich dem Thema dagegen mit dem gebotenen Ernst. Howard Hawks wunderbare Komödie „Monkey Bussiness“ (1953) entstand in einer Zeit, als Drogen noch exotisch waren. Gary Grant („Ich finde, alle Politiker sollten LSD nehmen“) spielt einen so genialisch wie vertrottelten Wissenschaftler, der nach einer Jugendpille forscht, unter deren Einfluss er später mit Marilyn Monroe um die Häuser zieht. Die Rauschsequenzen sind unbeschwert, die Droge verwandelt die Helden in alberne Kinder.

„The Tingler“ (1952) von William Castle gibt einige der Themen – Angst, Paranoia, Depraviation – vor, die später im Drogenfilm dominieren. Vincent Price spielt einen Wissenschaftler, der sich auf Angstforschung spezialisiert hat. Er findet heraus, dass im Moment der allergrößten Angst ein raupenförmiges Ungetüm – Tingler – im Menschen wächst; das erst verschwindet, wenn man die Spannung durch Schreien löst. In einem LSD-Selbstversuch erzeugt er in sich so viel Angst, dass der Tingler ensteht. Später operiert er einer an Angst gestorbenen Frau den Tingler heraus. In einem Kinosaal sorgt das kleine Monster für viel Unruhe. Besonders beeindruckend ist eine Erschrecksequenz mit kolorierten Blutpassagen. Castle, einer der Urväter des „billigen“ Horrorgenres, trieb die Vermischung von Fiktion und Realität so weit, dass er zur Premiere des Films kleine batteriebetriebene Monster durchs Kino krabbeln ließ. Seine beste Zeit hatte der Drogenfilm in den 60er-Jahren, als Revolution, oder zumindest doch ein Ende des Vietnamkriegs, und die spirituelle Verwandlung via LSD Hand und Hand gehen sollten.

Erstaunlich an Filmen wie „The Trip“ (1967, Roger Corman, mit Peter Fonda, Jack Nicholson) ist der intellektuelle Ernst, mit dem der psychedelische Rausch als spirituelles Erlebnis behandelt wird, die Sorgfalt, mit der versucht wird, in neunzig Minuten einen LSD-Trip nicht nur quasi inhaltlich abzubilden, sondern im Rhythmus der Bilder den Trip zu wiederholen und als Film selbst zur Droge zu werden, ohne den Zuschauer allzu sehr mit Sog- und Strudelbildern zu manipulieren. Gleichzeitig lässt sich „The Trip“ auch als Verfilmung der Theorien des LSD-Propheten Timothy Leary sehen.

Etwas anstrengender kommt der preisgekrönte und recht experimentelle Beatnik-LSD-Film „Chappaqua“ (Conrad Rooks, 1966, mit William S. Burroughs, Allen Ginsberg, Ravi Shankar) daher. In seinen schnellen, assoziativen Schnitten erinnert er an die große Nähe, die es mal zwischen Drogenfilmen, der Nouvelle Vague und dem neuen amerikanischen Kino gab. Am Anfang gibt es auch einen tollen Liveauftritt der Drogenband „The Fugs“. Der Sänger zertritt mit schwarzen Cowboystiefeln ein aus Zuckerstückchen gebildetes LSD-Logo; die Zuschauer danken und fressen das Zeug. Während die in den 60er-Jahren entstandenen LSD-Filme in ihrer Schilderung des Rausches großen Wert auf Authentizität legen, wirkt Rausch in Filmen aus postpsychedelischer Zeit oft ausgedacht und übertrieben, vor allem wegen der überzeichneten Bilder.

Deshalb scheitert zum Beispiel Ken Russels „Altered States – Der Höllentrip“ von 1980, der von einem Wissenschaftler erzählt, der wie weiland John Lily, mit LSD im Isolationstank experimentiert. Neben den Spielfilmen werden Dokumentationen über Timothy Leary und Albert Hoffmann gezeigt, auf die man gespant sein darf und auch sollte. DETLEF KUHLBRODT

„Filme, die Drogen nehmen“ 24. 1. – 30. 1. im Eiszeit-Kino, siehe Tagesprogramm