„Ich rede mit den Autonomen“

1.-Mai-Festspiele: Innensenator Körting plädiert für viele Gespräche im Vorfeld

taz: Wer Wind säht, wird Sturm ernten. Ihr CDU-Vorgänger hat die Kreuzberger revolutionäre 1.-Mai-Demo verboten. Welche Strategie verfolgt der rot-rote Innenminister?

Ehrhard Körting: Wir werden mit möglichst vielen Beteiligten im Vorfeld Gespräche führen. Auch mit den Bezirksämtern. Es wird intensive Vorbereitungsrunden mit der Polizei geben. Mit den Demonstrationsveranstaltern werden wir auch reden. Ich spreche auch mit den Autonomen, wenn sie mich einladen.

Was werden Sie denen sagen?

Wenn ein Geschäft geplündert wird, wird die Polizei eingreifen, da beißt die Maus keinen Faden ab. Ich habe aber kein Interesse daran, dass der Staat im Vorfeld den strammen Max hervorkehrt und künstlich aufmuskelt.

Akzeptieren Sie, dass der 1. Mai ein Feiertag der Autonomen ist?

Nein. leider braucht man sehr viel Fantasie, um sich einen 1. Mai ohne den Bruch von Scheiben vorzustellen. Ich gebe die Hoffnung jedoch nicht auf. Wir hätten schon viel erreicht, wenn wir die Leute, die unbedingt Krawall machen wollen, stärker von ihren Sympathisanten isolieren könnten. Der 1. Mai ist eine Art Gewalttourismus geworden. Alles, was dazu beiträgt, dies umzukehren, sollten wir tun.

Gibt es wieder Hopsburgen und sonstige Ablenkungsmanöver für die Kids?

Der 1. Mai ist ein Feiertag mit bestimmter politischer Ausrichtung. Auch mit einer Vergnügungskomponente außerhalb der Prügelei. Wir werden die Feste fördern, so weit es uns möglich ist. Es würde schon helfen, wenn andere, die nicht feiern wollen, dadurch ein bisschen nachdenklicher werden.

INTERVIEW: AW/PLU

Ein ausfühliches taz-Interview mit Erhard Körting erscheint in unserer morgigen Ausgabe.