Schöne Aussichten für Afghanistan

Insgesamt sollen vier Milliarden Euro fließen. Präsident Karsai sichert „transparente“ Verwendung der Gelder zu

TOKIO rtr ■ Die leidgeprüfte afghanische Bevölkerung darf aufatmen. Mit einer bewegenden Rede brachte Hamid Karsai, der Vorsitzende der Übergangsregierung von Kabul, die so genannten Geberländer zu großzügigen Hilfsangeboten. Am ersten Tag der Geberkonferenz in Tokio wurden insgesamt über 4 Milliarden Euro zugesagt. Rund 1,7 Milliarden Euro sollen schon im entscheidenden ersten Jahr fließen.

„Ich stehe hier als Bürger eines Landes, das über zwei Jahrzehnte nichts als Krieg, Desaster, Brutalität und Verderben kannte“, sagte Karsai vor den Vertretern von 60 Geberländern und über 20 internationalen Organisationen. Die Not im Lande sei schockierend, die Verwaltung stehe vor dem Bankrott.

Deshalb sei es besonders notwendig, dass auch die Schulden aus der Zeit der Taliban-Herrschaft erlassen würden. Zugleich versicherte Karsai, dass seine Regierung die Gelder verantwortlich und transparent einsetzen wolle und die Korruption im Lande bekämpfen werde. „Es ist leicht, eine Zusage rhetorisch geschickt zu verpacken. Schwierig ist es, den Scheck zu unterschreiben“, erklärte Chris Patten, der EU-Kommissar für auswärtige Angelegenheiten. Patten und der spanische Außenminister Miguel Nadal traten als besonders großzügige Spender auf und sagten für das erste Jahr insgesamt 550 Millionen Euro für Afghanistan zu. Davon werden 200 Millionen von der Kommission in Brüssel beigesteuert und 350 Millionen von den Mitgliedsstaaten. Deutschland und Großbritannien übernehmen die Hauptlast mit nahezu der Hälfte der Gelder.

Aber auch Asien hielt sich mit Zusagen keineswegs zurück. Japan nimmt als Einzelland mit 565 Millionen Euro an Hilfszusagen den Spitzenrang ein, gefolgt von den Vereinigten Staaten mit 336 Millionen Dollar. Die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank steuern jeweils 565 Millionen Euro bei. ANDRÉ KUNZ

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