Preisfragen zum Semesterticket

An der Freien Universität fällt diese Woche die Entscheidung zum Semesterticket – einem der teuersten in Deutschland, trotz jahrelanger Preisverhandlungen. Wenn mehr als 4.000 Studierende zustimmen, gilt es ab Oktober

Tarifzonen A, B und C für 119 Euro pro Semester: Das ist das Angebot der Verkehrsbetriebe an die mehr als 40.000 Studierenden der Freien Universität (FU). Nach jahrelangem Hin und Her läuft in dieser Woche endlich die Urabstimmung. Wenn die erforderliche Mehrheit zusammenkommt, gilt das Ticket ab Beginn des Wintersemesters im Oktober.

Die Chancen stehen gut, dass die FU-Studierenden das Angebot annehmen, auch wenn es nicht mit einem „Ja“ auf dem Stimmzettel und einer einfachen Mehrheit getan ist. Zur Abstimmung stehen nämlich zwei Angebote: 112 Euro oder „maximal“ 119 Euro – ein Einführungsangebot und der Preis ab Wintersemester 2002. Zu dem niedrigeren Preis bekommt die Technische Universität (TU) das Ticket schon zum Sommersemester, weil der Vertrag zwischen den Verkehrsbetrieben und der Studierendenvertretung bereits vor zwei Wochen unterzeichnet wurde. Für die TU genug Zeit, das Fahrgeld zusammen mit dem Sozialbeitrag für die halbjährliche Rückmeldung einzusammeln und noch bis zum Semesterbeginn im April die Studierendenausweise zu verschicken, die gleichzeitig die Fahrausweise sind.

An der FU ist das nicht mehr zu schaffen – sie ist zu groß und braucht deshalb länger. Damit verpasst sie das Einführungsangebot, und die Frage nach dem höheren Preis wird die entscheidende sein. Außerdem muss nicht nur die Mehrheit mit „Ja“ stimmen, sondern die abgegebenen Stimmen für das Semesterticket müssen auch mindestens 10 Prozent der „ordentlichen“ Studierenden – also ohne Gasthörer – entsprechen.

Um den Preis wurde lange verhandelt. Die Studierenden der Hochschulen in Berlin und Brandenburg hatten sich in der Studierendeninitiative „Semtix“ zusammengeschlossen, um gemeinsam eine stärkere Position zu haben. Auf der anderen Seite stand der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) und die drei größten Einzelbetriebe BVG, S-Bahn und Deutsche Bahn AG. Die machten vergangenes Jahr das Angebot von 215 Mark für die beiden inneren Tarifbereiche A und B. Die FU-Studenten lehnten ab. Als dann eine Tarifzone praktisch gratis dazukam, wurde man sich einig. Ein Schnäppchen ist das Pflichtticket trotzdem nicht: Im Ruhrgebiet zahlen Studierende für ein größeres Gebiet knapp die Hälfte, halb Niedersachsen gibt es für Bremer Studierende für weniger als 50 Euro.

Für die Verkehrsbetriebe hat es einige Vorteile, dass über 40.000 Studierende automatisch von ihrer Uni ein Ticket bekommen. Sie sparen nicht nur bei der Ausstellung von Ausbildungstickets, sondern bekommen jährlich über neun Millionen Euro – allein von der FU.

MARKUS MÜNCH

Die Abstimmung läuft noch bis morgen, 16.15 Uhr an 14 Stellen in mehreren Gebäuden der FU. Parallel dazu findet noch bis heute die Wahl zum Studierendenparlament statt