Iranischer Film

Iranische Filmproduktionen räumen seit Mitte der Achtzigerjahre regelmäßig prominente Filmpreise ab und erhalten höchste Auszeichnungen. Sie sind mittlerweile nicht nur auf fast allen wichtigen Internationalen Filmfestivals vertreten, sie werden auch in reguläre Kinoprogramme aufgenommen. Tatsache ist aber auch, dass sich das iranische Kino auf keine lange Tradition eigenständigen Filmschaffens stützen kann. Unter dem Schahregime wurde der Markt mit amerikanischen Filmen überschwemmt, und unter den Eigenproduktionen war viel Schund.

Nach der Revolution von 1979 befand sich das iranische Kino in einer postrevolutionären und durch den Ersten Golfkrieg bestimmten Krise. Erst 1983 erarbeitete der Filmbeauftragte des „Ministeriums für Kultur und islamische Führung“ ein Konzept zur Stärkung der Filmwirtschaft. Der Import ausländischer Filme wurde begrenzt und die Farabi Film Foundation als zuständige Instanz für Produktion, Vertrieb und die Auslandsrepräsentation iranischer Filme gegründet. Durch Errichtung privater Produktionsfirmen wurde auch Koproduktionen mit europäischen Ländern möglich.

Die iranische Filmzensur ist ein Erbe der Allierten, die in den Vierzigerjahren über die Wahrung ihrer Interessen wachten. Heute sorgt die Zensurbehörde dafür, dass die Belange des Islams und der religiösen Führung nicht bedroht werden. Das Zensurverfahren im Iran hat mittlerweile die Gestalt einer prophylaktischen Maßnahme angenommen. Die Farabi-Stiftung prüft den Prozess des Filmemachens vom Exposé bis zur Endfassung auf seine „Richtigkeit“ nach den einschränkenden Vorgaben. Dennoch kann der Filmvertrieb an der letzten Sichtungskommission scheitern, wenn die Filmemacher etwa die „traditionellen islamischen Bildergewohnheiten“ oder die „anständige Darstellung von Frauenkörpern“ nicht berücksichtigen. Vage Vorgaben, die von der Zensurbehörde beliebig ausgelegt werden können.

Seit der Wahl Chatamis zum Staatspräsidenten 1997 gehen die Zensurbehörden großzügiger vor. So sieht man nun Frauen, die joggen, inline-skaten, sich dicht an männlichen Darstellern bewegen oder sogar deren Brust anfassen. Die Schauspielerinnen tragen zwar immer noch Kopftuch, binden es aber mehr unter dem Kinn, so dass die untere Partie ihres Halses zu sehen ist. Das nennt sich liberalisierte Kulturpolitik! FAHIMEH FARSAIE