Massenproteste legen Madagaskar lahm

Bis zu einer Million Menschen demonstrieren in der Hauptstadt gegen die Verweigerung des Wahlsiegs der Opposition

BERLIN taz ■ Madagaskars Opposition hat der Regierung von Admiral Didier Ratsiraka den Krieg erklärt. Über 500.000 Menschen, nach Angaben der Organisatoren eine Million, strömten gestern zu einer Massenkundgebung in die 1,2 Millionen Einwohner zählende madegassische Hauptstadt Antananarivo, um gegen das amtliche Endergebnis der Präsidentschaftswahl vom 16. Dezember zu protestieren. Ein von Oppositionsführer Marc Ravalomanana, zugleich Bürgermeister der Hauptstadt, ausgerufener Generalstreik wurde zugleich vollständig befolgt. Sämtliche Verwaltungsgebäude, Banken, Fabriken und großen Geschäfte blieben geschlossen, ebenso der Flughafen.

Das Verfassungsgericht von Madagaskar hatte am vergangenen Freitag das amtliche Wahlergebnis bestätigt, wonach Ravalomanana zwar mit 46,21 Prozent der Stimmen vor Amtsinhaber Ratsiraka mit 40,89 Prozent liegt, aber nicht die absolute Mehrheit bekommt und daher in die Stichwahl muss. Diese ist nun auf den 24. Februar festgesetzt. Ravalomanana aber beansprucht den Sieg im ersten Durchgang und verlangte eine Neuauswertung der Auszählungsprotokolle der einzelnen Wahlbüros. Das wurde ihm nicht gewährt. So rief er nach Bekanntwerden des Gerichtsspruchs zum Generalstreik auf. Er rechnet damit, dass der amtierende Staatschef die Stichwahl massiv manipulieren wird.

Unter glühender Hitze machten sich die Hunderttausende Demonstranten gestern auf den Weg an den zentralen „Platz des 13. Mai“, um den Oppositionsführer zu unterstützen. Nach Augenzeugen marschierten Bankangestellte im Anzug neben Arbeitern im Blaumann und Näherinnen aus den Textilfabriken. Auch eine Gruppe von Parlamentariern demonstrierte mit.

1991 war Ratsiraka, damals noch marxistischer Militärdiktator, mit einem viermonatigen Generalstreik zum Rücktritt und zur Abhaltung freier Wahlen gezwungen worden. Er hatte 1996 dann die Macht in neuen Wahlen zurückerhalten. Jetzt will das Oppositionslager den Präsidenten erneut in die Knie zwingen. Der Streik, der von Madagaskars Kirchen unterstützt wird, soll von der Hauptstadt ausgehend das ganze Land erreichen. Allerdings hält sich Ravalomanana eventuell auch radikalere Optionen offen. Bei seiner Rede vor den Demonstranten gestern rief er Armee und Polizei dazu auf, sich dem Streik anzuschließen. D.J.