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: Deutschlands Lady Doris

„Doris hat gesagt …“ (Mi., 22.15 Uhr, WDR)

Endlich erfahren wir, was Doris Schröder-Köpf tatsächlich meinte, als sie in der Bild die Erziehung zu guten, alten Werten – mehr Strenge und weniger Taschengeld – einklagte. In der Doku von Heinz Suhr eröffnet die Kanzlergattin, es sei ihr einzig darum gegangen, dass die neu aufwachsende Generation wieder Solidarität und Toleranz lerne. Ach so.

Es gibt aber noch zwei weitere Dinge, die man im Film von der Kanzlergattin lernen kann. Schließlich hat die im Mediengeschäft – von Bild bis Focus – versierte Dame reichlich Erfahrungen gesammelt. Erstens: Wie seife ich als Politikergattin erfolgreich Journalisten jeglicher Couleur ein? Nun, die große Kunst, die politische Mitte, in die alles drängt, zu erreichen, bedeutet bekanntlich, zu wissen, was der jeweilige Interviewer hören will. Und dies möglichst überzeugend zu verkündigen. Ohne sich um das eigene Geschwätz von gestern zu kümmern. Tut es der Gesprächspartner auch nicht – prima! Zweitens: Finden derart wunderbare Happenings obendrein mitten im Wahlkampf statt – umso besser!

Am Ende ist der Film richtig romantisch. Doris, wie sie mit dem Kanzler um die Wette strahlt. Doris vor einem Eisbären, Geld für „Kinderopfer des Anschlags vom 11. September in New York“ sammelnd. Mal ehrlich, ist Doris nicht ein wenig Lady Di? Wenn sie jetzt sterben würde, würden wir doch alle heulen. Weil sie so gut war. So bescheiden, so katholisch, sich nie vorgedrängelt hat und immer wusste, wann es sich ziemt, im Hintergrund zu verschwinden. Und schließlich: Im richtigen Augenblick gelingt ihr stets ein grammatikalisch vollständiger Satz. Ja, und was kann denn Frau Schröder-Köpf dafür, wenn sie so missverstanden wird? Mit solchen Attitüden kann man immerhin so ziemlich jeden Chefreporter dieser Republik begeistern. Heinz Suhr hat sie befragt, Helmut Markwort (Focus), Herbert Riehl-Heyse (Süddeutsche Zeitung) und Werner A. Perger (Zeit). Und sie alle wissen: Sie kann sich äußern. Auch wenn ein gedruckstes „Solange es nicht einzelne Themen der Alltagspolitik sind“ folgt. Schließlich ist ja – nun ja, Wahlkampf. GITTA DÜPERTHAL