Das weiße Rauschen

D 2001, Regie: Hans Weingartner. Mit Daniel Brühl, Anabelle Lachatte u. a.; 90 Min.

Der erste lange Spielfilm von Hans Weingartner. Der in Köln lebende österreichische Regisseur, Exskilehrer und Exkanuführer hat auch ein Studium der Gehirnforschung absolviert und erzählt in „Das weiße Rauschen“ die Geschichte von Lukas, der nach dem Abitur in die große Stadt kommt. Erzählt vor allem aber die Geschichte seiner Schizophrenie und der Hilflosigkeit seiner Umgebung. Erzählt von den ersten sanften Brüchen in der Normalität, von den Angstzuständen, von den Stimmen im Kopf, von der alles beherrschenden Paranoia, erzählt von Selbstmordversuchen, von Therapieversuchen, von den Tabletten, von der Verzweiflung. Erzählt, wie Lukas am Ende der Odyssee durch seinen Kopf nach Spanien gelangt an einen Strand und dort das weiße Rauschen findet, jenen perfekten Zustand, der sinnbildlich für den Wahnsinn stehen kann oder auch für das atmosphärische Knistern einer leer geräumten Festplatte, für einen Neuanfang. Aus mehr als 100 Stunden Filmmaterial verdichtete Weingartner in acht langen Monaten im Schneideraum „Das weiße Rauschen“. Dafür hat er Preise gewonnen. Er hat sie verdient dafür, sich einer solchen Krankheit filmisch zu nähern wie kaum jemand zuvor. Ohne jemals in Versuchung zu geraten, sein Thema und die Ernsthaftigkeit, die es verlangt, für das filmische Spektakel zu opfern. Viel zu verdanken hat er dabei seinem Hauptdarsteller, Daniel Brühl, der in Sekunden die verschiedensten Seelenzustände glaubhaft durchlaufen lässt.

Cinema Paris, FT am Friedrichshain, Hackesche Höfe, Kant, Neues Off