globalisierung konkret
: Serie zum Weltsozialforum in Porto Alegre, Teil 5

„Dieser See bleibt hier“

Amerikaner und Kanadier sind Weltmeister beim Verbrauch von Trinkwasser. Rund 400 Liter pro Kopf fließen täglich für ihren North American Way of Life durch Badewannen und Klospülungen. Das ist doppelt so viel wie im europäischen Durchschnitt. Während sich die Kanadier aber wegen ihrer riesigen Seen diesen Luxus leisten können, ist Wasser in Kalifornien oder Arizona dagegen ein knappes Gut.

Kanadische Unternehmen lösten eine heftige Auseinandersetzung um die transnationale Verwendung der Ressource Wasser aus, als sie Lizenzen bei der zuständigen Provinzregierung beantragten, um Wasser aus Seen in Neufundland in die USA zu exportieren. „Wir sehen nicht ein, dass wir für eine verantwortungslose Siedlungspolitik in den USA herhalten müssen und unsere Umwelt zerstört wird, nur weil die Amerikaner unbedingt Städte in die Wüste bauen müssen“, sagt Jamie Dunn von der Bürgerinitiative Council of Canadians. Doch die größte Sorge ist, die Kontrolle über den wichtigsten einheimischen Rohstoff zu verlieren.

Da unter den aktuellen Bestimmungen zur nordamerikanische Freihandelszone (Nafta) umstritten ist, ob Wasser eine handelbare Ware oder ein zu schützendes öffentliches Gut ist, können Firmen bei kanadischen Provinzregierungen Lizenzen zum Wasserexport beantragen und bei Ablehnung die Bundesregierung auf Schadenersatz verklagen.

So geschehen in British-Columbia: Nach der anfänglichen Erlaubnis verhängte der Bundesstaat einen Ausfuhrstopp. Einer Firma aus Kalifornien, die bereits eine Lizenz hatte, wurde diese wieder entzogen. Die Firma fordert nun eine Kompensation von 220 Millionen Dollar und verklagt die Regierung in Ottawa wegen Verstoßes gegen die Nafta-Regelungen. Basisgruppen fordern deshalb ein Verbot für Wasserexporte.

MICHAEL STRECK