Bauern müssen umziehen

Neue EU-Verordnung verhindert Verkauf mancher Gemüse von Spülfeldern  ■ Von Gernot Knödler

Für die Gemüsebauern, die ehemalige Spülfelder bewirtschaften, wird es immer enger. Bereits 1997 hatte der Umweltverband BUND kritisiert, die Probleme mit den Schwermetallen im Ackerboden würden „systematisch heruntergespielt“. Die Richtwerte des Bundesgesundheitsamtes für die Schadstoffe im Gemüse seien zum Teil um das Vierfache überschritten worden. Jetzt steht die Umsetzung einer neuen EU-Verordnung an, die die Grenzwerte teilweise verschärft und vor allem rechtsverbindlich macht. Für manchen Bauern kann das bedeuten, dass er Felder aufgeben muss.

Die neue Verordnung EG Nr. 466-001 vom 8. März 2001 ist zwar schon im April 2001 in Kraft getreten, rechtsverbindlich wird sie jedoch erst am 5. April 2002. Diese Frist sollte Bauern und Behörden eine Chance geben, sich auf die neue Rechtslage einzustellen. Ein Arbeitskreis aus Vertretern der Behörden und der Landwirtschaft tüftelt schon seit einiger Zeit an einer Lösung.

Das Problem sei bekannt, sagt Andreas Richter, Sprecher der für die Landwirtschaft zuständigen Wirtschaftsbehörde. Auf rund einem Viertel der Anbaufläche für Gemüse in Wilhelmsburg und Neuland hätten die Bauern damit zu kämpfen. Etwa zehn bis 15 Landwirte seien betroffen, schätzt Hans-Peter Pohl, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer.

Bereits in der Vergangenheit hatten sich die Gemüsebauern auf den belasteten Boden eingestellt und auf Gemüse verzichtet, in dem sich Schwermetalle stark anreichern, zum Beispiel auf Möhren. Stattdessen bauten sie Blumenkohl, Kohlrabi, Radieschen, Brech- und Stangenbohnen an.

2001 analysierte die Umweltbehörde Richter zufolge flächendeckend Stichproben aus den Ernten. Bei Grenzwertüberschreitungen sei das Gemüse auf den Müll gewandert, versichert er. Erst die neue Verordnung definiert jedoch nach Angaben von Verwaltungsmitarbeitern eindeutige Höchstmengen an Schadstoffen, die nicht überschritten werden dürfen.

Das Hauptziel des Behördenarbeitskreises sei es, Lösungen für die Betriebe zu finden, so Richter. Es müsse langfristig geklärt werden, ob und wie die Felder saniert werden könnten oder ob das Problem durch den Anbau weniger stark Schadstoffe absorbierender Arten gelöst werden könne. Auch darüber, ob einzelne Landwirte Flächen aufgeben müssten und mögliche Kompensationen werde gesprochen. Für Spekulationen sei es aber noch zu früh, was auch für die Kosten gelte, die auf die Stadt zukommen könnten.

Der BUND kommt aufgrund der ihm vorliegenden Daten zum Schluss, dass „lapidare Anbauempfehlungen“ jedenfalls nicht ausreichen. Schon vor Jahren hatte er bei nachgewiesener Belastung Nutzungsbeschränkungen gefordert. „Aus unserer Sicht müssen alle Spülflächen aus der Landwirtschaft raus“, sagt Landesgeschäftsführer Manfred Braasch.