Gleiche Welle, andere Termine

Die Berliner Senderfusion hat nun zwei Zeitpläne: einen beim SFB und einen beim ORB

Sehr zufrieden sah er aus, der Chef des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg. Was den Zeitplan für die Fusion mit dem SFB angehe, sei sein Optimismus bestätigt worden, verkündete Hansjürgen Rosenbauer in dieser Woche einer Hand voll Journalisten. Zur Internationalen Funkausstellung (IFA) 2003 werde die Zweiländeranstalt auf Sendung gehen.

Rosenbauer und SFB-Chef Horst Schättle hatten sich gerade mit den Leitern der Staats- und Senatskanzlei getroffen, um die Entwürfe für den Staatsvertrag einzusehen und das Zusammengehen der beiden Sender zu beschleunigen. „Die Art und Weise, wie die Abstimmung gelungen ist, war sehr vorbildlich“, betonte Rosenbauer. Eigentlich ein guter Tag für Berlin und Brandenburg.

Wenn, ja wenn nicht SFB-Sprecher Peter Kröger auf taz-Anfrage erklärt hätte: „Wir gehen davon aus, dass der neue Sender am 1. Januar 2004 auf Sendung geht.“ Dass sich die beiden Senderchefs auf einen früheren Termin geeinigt hätten, sei ihm nicht bekannt. Die Funkausstellung 2003 werde man lediglich nutzen, um die kommende Anstalt der Öffentlichkeit vorzustellen. Wer etwas tiefer in den Berliner Sender hineinhört, erfährt: Intendant Horst Schättle hält jeglichen schnelleren Zeitplan für unrealistisch. Allein die Gesetzgebung könne nicht so schnell agieren.

Waren Schättle und Rosenbauer auf zwei verschiedenen Sitzungen? Oder will der ORB-Chef nun, koste es, was es wolle, auf die Tube drücken, um erstens den Brandenburger Teil der künftigen Anstalt zu profilieren und zweitens sich selbst, der ja zumindest niemals gesagt hat, er wolle nicht Intendant der künftigen Anstalt werden?

In der Tat wäre der momentane Zeitplankonflikt kein schlechter Ausgangspunkt: Hier der junge Sender aus Potsdam – dort der alte Berliner, der sich in der Vergangenheit gerne als Fusionsbremse betätigt hatte und auch jetzt wieder um gezügelten Schritt bittet. ORB-Pressesprecherin Pia Stein erklärt sich den schnellen Zeitplan ihres Hauses jedenfalls so: „Wir sind eben grenzenlose Optimisten.“

Die ORB-Variante für den Zeitplan sieht deshalb so aus: Noch vor der Sommerpause soll die Kabinettsvorlage nicht nur fertig sein, sondern bereits auf den parlamentarischen Weg gebracht. Für eine kurze Übergangszeit wird es einen neuen Rundfunkrat geben und zwei alte; sobald ein neuer Intendant („oder eine Intendantin“, so ein fröhlicher Rosenbauer) gewählt sei, lösen sich die alten Gremien auf. Im März 2003 solle die neue Anstalt „funktionsfähig“ sein. Denn ein halbes Jahr Vorlauf brauche man, damit der neue Sender zur IFA starten kann.

Nur zwei Anregungen hat Rosenbauer noch. Zum einen seien beide Bundesländer „noch etwas störrisch“, was die Ausstattung mit Radiofrequenzen angehe. Zweitens müsse noch geklärt werden, welche Rolle künftig die Berliner Masurenallee und Potsdam-Babelsberg spielen werden. Der Vorschlag des Medienbeauftragten Bernd Schipphorst gehe „jedenfalls an der Realität vorbei“. Der lautete: Fernsehen nach Babelsberg, der Rest nach Berlin. Unklar ist auch noch der symbolträchtige Sitz der Intendanz. Und dann braucht das neue Kind auch noch einen Namen. Doch wie heißt es so schön beim in Potsdam residierenden Intendanten des Ostdeutschen Rundfunks Berlin-Brandenburg (ORBB), Hansjürgen Rosenbauer: Wir sind grenzenlose Optimisten! ALEXANDER KÜHN