Rückzieher in Sachen Atomausbau

Das größte deutsche AKW Gundremmingen hat Probleme mit der geplanten Druckerhöhung in den Reaktorblöcken

GUNDREMMINGEN taz ■ Die geplante Leistungserhöhung im größten deutschen Atomkraftwerk Gundremmingen ist vorerst vom Tisch. Zumindest was die Druckerhöhung angeht. Im November 1999 (taz vom 4.11.99) war eine erhebliche Leistungssteigerung bis zum Jahr 2002 beantragt worden. Wie die taz jetzt erfahren hat, fällt die Leistungssteigerung nun erheblich geringer aus als geplant.

„Es ist offensichtlich, dass die Betreiber von Gundremmingen kalte Füße bekommen haben“, erklärt die Greenpeace-Atomspezialistin Susanne Ochse. „Sie zogen den Antrag zurück, weil sie nicht in der Lage waren, nachzuweisen, dass die Reaktoren den Druck tatsächlich aushalten.“ Indirekt bestätigt wird das durch ein Schreiben des bayerischen Umweltministers Werner Schnappauf (CSU) an den Präsidenten des Bayerischen Landtags. Darin geht es um die Erhöhung der thermischen Reaktorleistung bei bayerischen Atomkraftwerken, unter anderem bei Gundremmingen. Schnappauf weist darauf hin, dass „der ursprünglich auf eine Leistungserhöhung von 6,8% gerichtete Antrag zurückgezogen wurde, da dieser Wert nur mit einem erhöhten Reaktordruck hätte erreicht werden können. Eine solche Druckerhöhung hätte wiederum einen enormen Nachweisaufwand nach sich gezogen, der den Betreibern nicht mehr akzeptabel schien.“

Eine Argumentation, die Raimund Kamm vom Verein „Energiewende Atomkraftfreies Schwaben“ für lächerlich hält. Finanziell rentieren würde sich die Druckerhöhung allemal. Ursprünglich sollte die Leistung beider Blöcke um je 106 Megawatt gesteigert werden, jetzt sind nur noch 40 Megawatt vorgesehen. Kamm rechnet vor, dass die Betreiber so auf 26 Millionen Euro Einnahmen verzichten. „Wenn jetzt der Antrag zurück gezogen wurde, muss es tatsächlich erhebliche Probleme geben.“

Der Gundremminger Werkssprecher Manfried Lasch bestätigt die Reduzierung der beantragten Leistungssteigerung auf je 40 Megawatt. „Wir haben bei der Bearbeitung des Antrags festgestellt, dass mit der Druckerhöhung eine formale Nachberechnung des gesamten Wasserdampfkreislaufs erforderlich wäre.“ Das bedeute aber nicht, dass damit die Druckerhöhung für immer vom Tisch sei. Sie würde vielmehr zu einem späteren Zeitpunkt nachgereicht.

Daran freilich glaubt Greenpeace-Expertin Ochse nicht. „In Brokdorf ist das schon einmal versucht worden – und gescheitert.“ KLAUS WITTMANN