vorlauf
: Auf Bewährung

„Edel und Starck“

Sat.1, 20.15 Uhr

Um aus dem Quotenloch zu kommen, wird Sat.1 jetzt auch im Abendprogramm powered by Justitia. Die beiden nachmittäglichen Gerichtsshows mit Barbara Salesch und Alexander Hold als Gesetzesvertreter laufen ordentlich. Nun kommt, seit Wochen bereits allerorten groß plakatiert, die fiktionale Variante: „Edel & Starck“.

So heißt die Anwaltskanzlei, die im Laufe der ersten Folge in Berlin gegründet wird. Zunächst ist da nur Felix Edel (Christoph M. Ohrt), erfolgreicher Rechtsanwalt, der in die finanzielle Bredouille gerät, weil er gerade einen Termin verpasst hat (oder so). Da passt es prima, dass ihm Sandra Starck (Rebecca Immanuel) über den Weg läuft. Der wurde soeben gekündigt, weil sie nicht mit ihrem Chef geschlafen hat (oder so).

Not und Drehbuch machen also ziemlich erfinderisch, und so bringen die beiden in Windeseile (hier scheint die Reform von Justiz-Ministerin Herta Däubler-Gmelin bereits zu greifen) ihren ersten gemeinsamen Fall hinter sich. Das ist alles ganz flott, aber auch etwas flusig inszeniert. Etliche Szenen sind mit den anscheinend unvermeidlichen Pop-Classics unterlegt, damit sich dem Zuschauer die Bedeutung auch schnell erschließt.

Vieles im Drehbuch wirkt sprunghaft und nicht zu Ende gedacht. Figuren werden eingeführt, verschwinden wieder, und man weiß nicht so genau, ob sie in späteren Folgen (zwölf kommen noch) noch eine Rolle spielen. So ist die erste Folge dieser neuen Serie wie ein Umzugskarton: Alles ist drin, aber wo man die ganzen Dinge hin stellt, ist noch offen. Bleibt zu hoffen, dass die Protagonisten (und die wechselnden Nebendarsteller) noch genug Raum bekommen, ein paar mehr Eigenschaften zu entwickeln.

Zumindest in der ersten Folge kommen Edel und Starck über die üblichen Serienzickereien nicht hinaus. Noch entwickelt sich zwischen den beiden kein Knistern und kein amüsanter Geschlechterkampf, wie Autor Marc Terjung sich das vermutlich so schön ausgedacht hatte. Man ist, was Charme und Pointensicherheit angeht, den Kanzlei-Klassikern „Liebling Kreuzberg“ oder „Ally McBeal“ deutlich hinterher. „Edel und Starck“ können ins Serienleben entlassen werden. Aber nur auf Bewährung. THORSTEN PILZ