Unser Mann überm großen Teich

Tom Buhrow zieht von Paris weg. Er wird Chef des ARD-Studios Washington und freut sich, denn er liebt Amerika

Mitarbeiter des Axel Springer Verlags haben keine andere Wahl. Wer für das Haus arbeiten will, muss sich neuerdings dazu bekennen, dass er die USA liebt. ARD-Mitarbeiter Tom Buhrow tut‘s ganz ohne Zwang. „Ich bin amerikanophil“, bekennt der 43-Jährige, der seit 2000 fürs Erste aus Paris berichtet und zum 1. Juli als Nachfolger von Klaus Kleber die Leitung des ARD-Studios in Washington übernimmt.

Dort arbeitete er bereits von 1994 bis 1999, als einer von mehreren Korrespondenten. Mitte der 70er hatte er erstmals amerikanische Luft geschnuppert. Zwei Jahre verbrachte Buhrow als Austauschschüler in Wisconsin, in der tiefsten Provinz. Nach einen Geschichts- und Politik-Studium volontierte er beim WDR, arbeitete dann für „Tagesschau“ und „Morgenmagazin“.

In Paris gibt es bis zum Umzug noch genug zu tun. Frankreich wählt im April den Staatspräsidenten und im Mai/Juni ein neues Parlament. So lange bleibt Tom Buhrow noch an der Seine, hat aber bereits Herald Tribune und Time Magazine wieder zu seiner Pflichtlektüre gemacht.

Im November wird er von den Wahlen im US-Senat und im Repräsentantenhaus berichten. Außerdem muss er sich Gedanken machen, wie die ARD mit dem Jahrestag des 11. September umgehen wird. Politik in Washington habe noch mal eine ganz andere Dimension, sagt Buhrow. „Wenn irgendwo auf der Welt ein Krisenherd ist, dann fragt niemand, wie Chirac darauf reagiert – aber alle wollen wissen, was Bush tut.“ Und das reizt ihn.

Unkritisch und distanzlos sollen sie bei aller Liebe nicht sein, die Bilder aus Amerika, die Tom Buhrow von Juli an nach Deutschland schicken will. Er will sich deshalb künftig von einem Spruch leiten lassen, den er mal auf einem amerikanischen Autoaufkleber gelesen hat. „Ich liebe mein Land“, stand darauf. „Aber ich misstraue meiner Regierung.“ ALEXANDER KÜHN