Christlicher Sudanesin droht Steinigung

Abok Alfa Akok wurde vergewaltigt und von einem islamischen Gericht zum Tode wegen „Ehebruchs“ verurteilt

BERLIN taz ■ Die 18-jährige Sudanesin Abok Alfa Akok soll sterben. Das Strafgericht von Nyala, der Hauptstadt der Provinz Süd-Dafur, hat sie zum Tode verurteilt: im Namen Gottes, auf Basis des Strafgesetzbuchs und des islamischen Rechts der Scharia. Man will die junge Frau wegen Ehebruchs steinigen. Dass Akok sagte, der beteiligte Mann hätte sie zu außerehelichen sexuellen Handlungen genötigt, interessierte nicht. Gegen den Mann wurde weder ermittelt noch wurde er angeklagt. Somit entging er einer möglichen Bestrafung mit die Peitsche.

Dieser Umstand rief die OMCT (Weltorganisation gegen Folter) auf den Plan. Sie sprach von einem unfairen Gerichtsverfahren gegen Akok. So sei die Verhandlung in der Amtssprache Arabisch geführt worden, obwohl Akok nur Dinka spricht, eine südsudanesische Sprache. Ihr Anwalt erklärte, dass seine Mandantin deshalb „Mühe hatte, dem Prozess zu folgen“.

Auch der Umstand, dass Akok sich als Christin – sie stellen mit etwa elf Prozent die religiöse Minderheit unter den 30 Millionen Einwohnern des Sudans – nicht der Scharia verpflichtet fühlt, war kein Schutz, obwohl die islamische Rechtsauffassung nicht überall im Sudan Gültigkeit besitzt. Die Dinka, zu denen die Verurteilte gehört, unterstützen die südsudanesische Rebellenbewegung SPLA, die seit Jahren Bürgerkrieg gegen das Militärregime von Präsident Omar Hassan al-Baschir führt.

Aus Diplomatenkreisen ist zu erfahren, dass das Gericht von Nyala das Verfahren nun nach Khartum an den Obersten Gerichtshof verwiesen hat. Abok Alfa Akok muss also auf die Barmherzigkeit von Hafes al-Scheikh al-Saki hoffen, dem obersten Richter des Sudan. Mit einem Urteil ist in ein oder zwei Monaten zu rechnen.

Diese Zeitspanne könnte helfen. Der Sudan-Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission, der Deutsche Gerhard Baum, hat sofortige Hilfe zugesagt. „Der Fall ist mir zwar nicht bekannt, aber ich werde mich umgehend mit der Regierung in Verbindung setzen, um Genaueres zu erfahren“, sagte Baum der taz. Er wies darauf hin, dass der Sudan die Scharia zwar nicht so konsequent anwendet wie beispielsweise Saudi-Arabien, aber er selbst habe bereits „starke Bedenken“ gegen die Amputation von Händen und Füßen als Mittel der Bestrafung geäußert. Baum: „Am 25. Februar bin ich selbst wieder im Sudan und werde mir weitere Informationen beschaffen.“

GUNTHER SOSNA