: Überfall in Hamra
Palästinenser erschießt drei Israelis im Westjordanland. Israelische Kampfjets bombardieren palästinensische Einrichtungen in Nablus
HAMRA ap/afp ■ Verkleidet als israelischer Soldat ist ein Selbstmordattentäter in eine jüdische Siedlung im Westjordanland eingedrungen und hat drei Menschen erschossen. Zwei Stunden lang hielt der Palästinenser die Siedlung Hamra in Angst und Schrecken, ehe er von Soldaten getötet wurde. Die 40 Familien in der Siedlung verbarrikadierten und verdunkelten die Häuser und versteckten die Kinder unter dem Bett. Die drei Todesopfer des mit einem Sturmgewehr und einer Handgranate bewaffneten Mannes sind eine Mutter und ihre elfjährige Tochter sowie ein Soldat. Außerdem wurden vier Menschen verletzt.
Bei dem aus Nablus stammenden Täter handelte es sich um den Neffen eines führenden Hamas-Funktionärs, der im Januar von israelischen Soldaten getötet wurde. Wenige Stunden nach dem Überfall am Mittwochabend griffen israelische Kampfflugzeuge die palästinensische Stadt Nablus an. Zwei Raketen schlugen in der Nähe eines Gefängnisses und eines Behördengebäudes ein. Elf Einwohner wurden verletzt. In Erwartung des Angriffs hatten die Palästinenser kurz zuvor 25 Hamas- und Dschihad-Gefangene freigelassen. Unter ihnen sind die Dschihad-Mitglieder Tawalbeh und Safuri, die auf einer Liste von 33 in den USA gesuchten Extremisten stehen.
Gleich zwei Gruppen bekannten sich zu dem Anschlag: die Hamas und die Al-Aksa-Brigade, die mit der Fatah-Bewegung von Präsident Jassir Arafat in Verbindung steht. Ein israelischer Offizier sprach von einem furchtbaren Anschlag, der zeige, dass die palästinensische Autonomiebehörde nichts unternehme, um den Terrorismus zu stoppen.
Gleichzeitig hat die palästinensische Autonomiebehörde den USA eine Liste mit Antiterrormaßnahmen vorgelegt, um den Vorwurf zu entkräften, zu wenig für ein Ende der Gewalt im Nahen Osten getan zu haben. Darin werden die Verhaftung von 195 militanten Kämpfern, die Sperrung von 56 Bankkonten, die Schließung von 15 illegalen Waffenfabriken und die Auflösung von 79 nicht registrierten Hilfsorganisationen angeführt.
Angesichts der anhaltenden Gewalt im Nahen Osten hat das Europaparlament gestern die Entsendung internationaler Beobachter in die Region gefordert.
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