Tiefes Loch für warme Füße

■ Höllische Hitze aus 5.450 Metern Tiefe soll Polarforscher-Haus einheizen

Die Polarforscher am Alfred-Wegner-Institut in Bremerhaven (AWI) kümmern sich normalerweise eher um frostige Angelegenheiten. Für die umweltfreundliche Heizung ihres Neubaus am Handelshafen hingegen begeben sie sich in Zusammenarbeit mit der swb Bremerhaven und der Fachhochschule auf die Suche nach wahrhaft höllischer Hitze. Fünfeinhalb Kilometer tief soll sich ab Mitte September ein Bohrer in die Bremerhavener Erde graben. Temperaturen um die 160 Grad erwarten die Forscher dort – genug, um Häuser zu heizen und sogar Strom zu erzeugen. Klappt der Versuch, könnten die Bohrer bald häufiger anrücken, eines Tages auch für ganz normale Wohnhäuser: Geeignete Standorte gibt es zuhauf.

Häuser mit der umweltfreundlichen und rund um die Uhr verfügbaren Erdwärme zu heizen, ist nicht neu. Einmalig ist jedoch das in Bremerhaven angewandte Verfahren. Während nämlich bei anderen Geothermie-Kraftwerken meist Wasser in einem Rohr tief in die Erde und heiß wieder nach oben gepumpt wird, setzen die Bremerhavener Ingenieure auf das Kältemittel Ammoniak. Weil das bereits bei wesentlich niedrigeren Temperaturen als Wasser verdampft, kann es wesentlich mehr Hitze nach oben transportieren – Voraussetzung, um neben der Gebäude-Heizung noch einen Stromgenerator betreiben zu können. Außerdem ist keine energiefressende Pumpe mehr nötig.

70 Kilowatt Strom und 500 Kilowatt Wärme soll das kleine Kraftwerk ab Mitte nächsten Jahres aus der Tiefe fördern. Das reicht aus, um den größten Teil des Wärmebedarfs des AWI-Neubaus und dreier benachbarter Bauten zu decken und erspart der Umwelt jedes Jahr 740 Tonnen Kohlendioxid Der Standort am Handelshafen bietet dabei einen entscheidenden Vorteil: In nicht allzu großer Tiefe befindet sich dort ein Salzstock. Der leitet die Erdwärme besonders gut und lässt sich zudem viel leichter anbohren als normales Gestein. Ein knallhartes Argument, denn das Teuerste bei der Erdwärme sind die Bohrkosten. In Bremerhaven veranschlagen die Projektleiter allein dafür rund zwei Millionen Euro.

Insgesamt soll das Pilotprojekt 5,1 Millionen Euro kosten, das begleitende Forschungsprogramm eingeschlossen. Je ein Drittel davon übernehmen Bund, Land und die swb Bremerhaven. „Wir wollen Erfahrungen mit der neuen Technik sammeln“, begründet Pressesprecher Jörn Hoffmann das Engagement des Energieversorgers.

Bevor jedoch landauf-landab Häuser und Stadtviertel mit Tiefen-Energie geheizt werden, gilt es noch einige technische Probleme zu lösen. So sind bisher weder die Turbine, die den heißen Ammoniakdampf in Strom umwandeln soll, noch die zwei ineinandergesteckten kilometerlangen Stahlrohre erprobt, in denen das flüssige Ammoniak nach unten fließt und heißes Gas nach oben steigt.

Auch der Preis ist noch längst nicht wirtschaftlich. „Ohne Zuschüsse ist das im Moment nicht machbar“, gibt AWI-Geologe Ulrich Wand zu. Dennoch ist er von der Zukunft der Erdwärmenutzung überzeugt: „Die ganze norddeutsche Tiefebene ist nahezu gespickt mit Salzstöcken hoi