Gegen die Ausgrenzung eines Kontinents

Der Krieg gegen den Terror bedeutet auch, Marginalisierung und Staatszerfall in Afrika zu beenden. Die Pläne zum Handeln liegen bereits auf dem Tisch

von DOMINIC JOHNSON

Bei seiner Rede vor Nigerias Parlament kam Tony Blair am Donnerstag schnell auf den Punkt. „Die Ereignisse des 11. September und ihre Folgen haben dramatisch illustriert, dass die Sicherheit eines jeden von uns von unser aller Wohlstand abhängt“, sagte er. „In der heutigen Welt wechselseitiger Abhängigkeiten kann es für keinen von uns eine sichere Zukunft geben, wenn wir Globalisierung nicht mit größerer Gerechtigkeit ausstatten.“

Seit den Terroranschlägen in den USA gilt es als ausgemacht, dass die Marginalisierung und Desintegration zahlreicher Staaten in Afrika eine Bedrohung des Weltfriedens ist. 12 der 22 Topterroristen von al-Qaida auf der Fahndungsliste, die das FBI zu Beginn der US-Militäraktion in Afghanistan im Oktober veröffentlichte, stammten aus Afrika. Susan Rice, ehemalige Afrika-Staatssekretärin des früheren US-Präsidenten Bill Clinton, schrieb am 11. Dezember in der Washington Post: „Terroristische Organisationen nutzen Afrikas durchlässige Grenzen, schwache Polizeiapparate, Rechtssysteme und Sicherheitsdienste aus, um Menschen, Waffen und Geld um den Globus zu bewegen. Sie manipulieren arme, desillusionierte Bevölkerungen, um für ihren heiligen Krieg zu werben.“

UN-Generalsekretär Kofi Annan drängte in seiner Rede am 4. Februar zum Abschluss des New Yorker Weltwirtschaftsforums die Wirtschaftsführer der Welt dazu, „Teil der Lösung“ im Kampf gegen die weltweite Armut zu sein. „Sie müssen zeigen, dass richtig angewandte Wirtschaftspolitik und weise investierte Profite nicht nur der Minderheit, sondern auch der Mehrheit und schließlich der Gesamtheit soziale Vorteile bringen können.“

Dass sich jetzt, wie Blair meint, eine „einmalige“ Gelegenheit bietet, schönen Worten für Afrika auch Taten folgen zu lassen, hat nicht nur mit dem 11. September zu tun. Es hängt auch damit zusammen, dass Afrikas Führer zum ersten Mal koordinierte Aufbaupläne für ihren Kontinent entwickelt haben, die sie zusammen mit den reichen Industrienationen umsetzen wollen. Die so genannte Neue Partnerschaft für die Entwicklung von Afrika (Nepad) wurde von den Präsidenten Südafrikas, Nigerias, Algeriens und Senegals erarbeitet und letztes Jahr von der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) beschlossen. Sie ist laut Präambel eine „Selbstverpflichtung afrikanischer Führer“, um „den Kontinent aus Unterentwicklung und Ausgrenzung in einer sich globalisierenden Welt herauszulösen“.

Die Staaten der G 8 sagten ihrerseits auf ihrem letzten Gipfel in Genua zu, diese Initiative zu unterstützen, und wollen auf ihrem nächsten Treffen in Kanada im Juni dazu konkrete Beschlüsse fassen. Jede G-8-Regierung hat dafür einen Sonderbeauftragten bestellt. In Deutschland ist es Uschi Eid, die grüne Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. „Die afrikanischen Länder haben uns eigeladen, sie zu unterstützen, und wir haben diese Einladung angenommen“, beschreibt Eid ihre Arbeit. Das besondere an Nepad sei, dass es „kein Instrument zur Mobilisierung von Hilfsgeldern“ sei, sondern „ein politischer Prozess“, der auch zur Verbesserung der Arbeit der afrikanischen Regierungen diene.

Die Unterstützung von Nepad als Instrument, den Terror auch mit anderen als militärischen Mitteln zu bekämpfen, ist die Grundlage der neuen britisch-französischen Bemühungen um Afrika. Tony Blair sagte diese Woche, die reichen Länder der Welt müssten in Afrika jetzt handeln; sonst werde der Kontinent den Weg Afghanistans gehen. „Am Schluss“, fügte er hinzu, „spürte man die Wirkung auf den Straßen Amerikas.“