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unterm strich

Schauspiele der Macht: Nach 130 Drehtagen fiel am Sonntag bei minus zwanzig Grad im verschneiten Kanada die letzte Klappe für das monumentale TV-Spektakel „Napoleon“, produziert von KirchMedia. Die Pressestelle lässt uns im Drehbuch von Didier Decoin lesen: „Von einem blassen Dunst verschleiert, breitet sich eine weiße Landschaft endlos in alle Richtungen aus. Die Kamera folgt der schleppenden, taumelnden Fortbewegung einer langen Kolonne Soldaten. Sie wirken wir lebendige Leichname …“ Mit 15.000 Statisten, was soll da schiefgehen. Dem Untergang der napoleonischen Armee kann das Mitgefühl ungestört folgen, da waren bestimmt keine Nazi darunter.

Über den Architekten der nationalsozialistischen Inszenierung, Albert Speer, hat der englische Autor David Edgar ein Theaterstück geschrieben, uraufgeführt im Jahr 2000 in London. Die Verknüpfung von Talent mit politischer Schuld steht im Mittelpunkt. In Deutschland wird das Drama Ende März erstmals im Hans Otto Theater in Potsdam aufgeführt.

Parlamentarierdouble gesucht: 650 Mitwirkende sucht das „Regiekombinat Rimini Protokoll“ für sein Projekt „Deutschland 2“. Sie sollen in Bonn, wo dieses Jahr das Festival „Theater der Welt“ stattfindet, eine Bundestagssitzung aus Berlin zeitgleich im einstigen Bonner Plenarsaal nachspielen. Die Berliner Redebeiträge würden den Laiendarstellern in Echtzeit über Kopfhörer souffliert. Mit nur wenigen Sekunden Verzögerung findet die Demokratie dann zweimal statt.

Barocker Politthriller: Volker Schlöndorff verfilmt den Roman „Die Päpstin“ von Donna Cross. Das Drehbuch über die angeblich einzige Päpstin der katholischen Kirche im 9. Jahrhundert schreibe der britische Autor Michael Hirst, meldet das Berlinale-Magazin. Hirst hat schon bei „Elizabeth“ sein Händchen für durchsetzungsstarke Frauen bewiesen.

Der Klang der Nibelungen: Das Goethe-Institut hat eine neue Videoedition herausgebracht mit Stummfilmklassikern, rekonstruierter Originalmusik und Neuvertonungen. „Metropolis“, „Die Nibelungen“, „Faust“, „Golem“, jetzt neu als Hörfilm.

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