Italienische Zwischenlösung, australische Absage

Berlusconi kommt seinem Partner Kirch nicht ganz uneigennützig zu Hilfe, Murdoch bleibt hart. Und der Bundeskanzler hält sich brav zurück

BERLIN dpa/ap/taz ■ Nun hält also auch der Kanzler eine deutsche Lösung in Sachen Kirch ganz offiziell für „umso besser“. Ein richtiger „Akteur“ in den Verhandlungen sei er aber nicht, betonte Gerhard Schröder (SPD) am Rande seiner Lateinamerikareise.

Die aktuellste Erleichterung für Kirch ist ohnehin garantiert ohne Kanzlers Segen zustande gekommen, obwohl ein gleichrangiger Kollege beteiligt ist: Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi, im Nebenjob auch Medienkrösus, will nicht nur der RAI ans Leder (siehe Haupttext). Seine Holding Mediaset übernimmt jetzt offenbar auch Kirchs 25 Prozent-Anteil an dem spanischen TV-Sender Telecinco. In Bankenkreisen wird der Wert des Aktienpakets, das schon länger zum Verkauf steht, mit 400 bis 500 Millionen Euro beziffert. Ein reiner Liebesdienst von Berlusconi ist das nicht: Ihm gehören bereits 40 Prozent an Telecinco, mit den Kirch-Anteilen hätte er eine komfortable Mehrheit. Direkt an Kirch ist Italiens Regierungschef auch beteiligt, seit einer Finanzspritze 1999 gehören ihm krumme 3,19 Prozent der Sender- und Rechtehandel-Holding KirchMedia.

Kirchs anderer internationaler Partner hat sich dagegen zumindest verbal nochmals deutlich von seinem Engagement für den angeschlagenen Medienkonzern verabschiedet. Rupert Murdoch bekräftigte bei der Präsentation der Quartalszahlen seiner Medienholding News Corp. in Sydney den Rückzug aus Kirchs Pay-TV-Abenteuer Premiere World. Kirch muss Murdochs 25 Premiere-Prozente im Oktober für 1,7 Milliarden Euro zurücknehmen. Dass sich Murdoch durch Überschreibung von KirchMedia-Anteilen bezahlen lässt, hält er momentan auch für unwahrscheinlich: Dies „ergäbe mit Sicherheit politische Probleme“, so Murdoch. Seine News Corp. verbuchte im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres Abschreibungen auf die Kirch-Beteiligungen von insgesamt 785 Millionen Dollar (896 Millionen Euro) und rutschte mit 606 Millionen Dollar in die Verlustzone. Daran ist allerdings nicht Kirch allein schuld, sondern der „schrecklichste Zustand im Werbemarkt seit dem Zweiten Weltkrieg“ (Murdoch).

Kirchs deutsche Kreditgeber wollen sich nach Handelsblatt-Berichten am heutigen Donnerstag nochmals mit hochrangigen Vertretern des Medienunternehmers treffen. Doch wenigstens in Bayern bleibt einer optimistisch: „Wir glauben, dass Kirch seine Probleme alleine lösen kann“, sagte Staatskanzleichef Erwin Huber (CSU). STG