AKWs auf dem Prüfstand

US-Atombehörde will Atomanlagen besser vor Anschlägen schützen. Wachschutz für deutsche Industrie

BERLIN rtr/ap/taz ■ Aus Furcht vor weiteren Terroranschlägen wollen die USA die Sicherheitsvorkehrungen für Atomkraftwerke verschärfen. Wie das Institut für Nuklearenergie mitteilte, wird die US-Atombehörde NRC in Kürze verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für die 103 Atomkraftwerke in den Vereinigten Staaten bekannt geben. So soll das Personal spezielle Schulungen erhalten und die Kraftwerke nach außen besser abgeschirmt werden.

In den geltenden NRC-Richtlinien werden Bedrohungen von Atomkraftwerken durch Flugzeuge bislang nicht berücksichtigt. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 hatte die NRC eine Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen angeordnet. Die deutsche Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) ist kurz nach den Anschlägen von New York und Washington ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen, dass AKWs einem gelenkten Angriff durch ein großes Verkehrsflugzeug schwerlich standhalten könnten.

Währenddessen hat die deutsche Störfall-Kommission (SFK) im Auftrag von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) einen Bericht vorgelegt, demzufolge der Schutz von Industrieanlagen und konventionellen Kraftwerken vor Terrorattacken verbessert werden sollte.

Den Betreibern konventioneller Industrieanlagen, die das Ziel von Anschlägen sein könnten, empfehlen die Experten, Werksgrenzen und -eingänge zu überwachen. Die Fabriken sollten so gesichert sein, dass Unbefugte ohne interne Kenntnisse oder technische Hilfsmittel keinen Störfall auslösen könnten. Mitarbeiter sollten durch Schulungen für mögliche Gefahren sensibilisiert werden. Die SFK warf dabei die Frage auf, ob Sicherheitsüberprüfungen von Personal, das in besonders sensiblen Anlagenbereichen arbeitet, ermöglicht werden sollten.

Insgesamt folgert die Kommission, dass das Sicherheitsniveau etwa bei chemischen Fabriken oder konventionellen Kraftwerken sehr hoch ist, aber dennoch besser sein könnte. Trittin sagte, die meisten der empfohlenen Schutzmaßnahmen ließen sich vergleichsweise rasch umsetzen. „Es muss sichergestellt werden, dass dies auch tatsächlich geschieht“, forderte der grüne Umweltminister. Für die Überwachung seien allerdings die Länder zuständig. KOCH