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Mettbach führt das Volk an

■ Bausenator hört sich die Argumente der AnwohnerInnen des Grindelhofes an

Es sah beinahe so aus, als demonstrierte der Bausenator selbst gegen die Öffnung des Grindelhofs: Vor einem Transparent mit der Aufschrift „Grindelhof – gut so, bleibt so!“ marschierte Mario Mettbach (Schill-Partei) gestern vom Abaton aus durch die beruhigte Straße. Mit ihm zogen einige Dutzend Anwohner zum Bezirksamt Eimsbüttel, um noch einmal ihre Argumente für und wider die Öffnung des Grindelhofs vorzutragen. Gegenargumente waren zumindest in der ersten knappen Stunde nicht zu hören, obwohl Mettbach Petenten beider Seiten eingeladen hatte.

Der Schill-Senator musste sich gegen den Vorwurf der AnwohnerInneninitiative wehren, er habe zu einer Show-Veranstaltung gebeten, da er keinen Plan zur vollständigen Öffnung der Straße für den Zwei-Richtungsverkehr mitgebracht habe. Mit Plan, so Mettbach, wäre ihm der gleiche Vorwurf gemacht worden, weil er ja mit fertigen Vorstellungen gekommen wäre. Er versicherte, völlig offen zu sein. „Gegebenenfalls muss der Senat eine Entscheidung treffen, die gegen die Koalitionsvereinbarung ist“, sagte er.

Die AnwohnerInnen argumentierten mit der Verbesserung der Lebensqualität, die durch die Öffnung eingetreten sei. Ein Vermieter habe gar vor Gericht eine Mieterhöhung wegen Verbesserung des Wohnumfeldes durchsetzen können, sagte eine Anwohnerin. Ein Gewerbetreibender lobte den heutigen Zustand als „wunderbar“. Lediglich die Parkplatz-Situation sei ein Problem, das sich im Falle einer Öffnung aber verschlimmern würde.

Anwohnerin und Mutter Elke Niesters wies auf die drohenden Gefahren durch Schadstoffe und den Verkehr hin: „Man hat tendenziell sowieso ein schlechtes Gewissen, wenn man Kinder in der Stadt großzieht“, sagte sie. Anwohner Marc-Andre Gustke bat den Senator, die Nachteile einer Öffnung gegen die zweifelhaften Vorteile einer Öffnung abzuwägen. „Der Grindelhof ist kein Nadelöhr“, gab er zu bedenken. Der Senat solle nicht nur an die Autofahrer denken, verlangte Dörte Jessen. „Für alle anderen Verkehrsteilnehmer ist der Grindelhof offen in beide Richtungen“, stellte sie fest. „Das ist das beste Argument, das ich bisher gehört habe“, lobte Mettbach. Gernot Knödler

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