Berger an Stadtgrün gescheitert

■ Roland-Berger-Beratung war „teuer und überflüssig“: Nur im Rahmen von Einsparungen durch „natürliche Fluktuation“ bei Stadtgrün dürfen private Gärtnereien Aufträge bekommen

Die Umweltdeputation hat gestern einen weiteren Zwischenbericht zur Reform der städtischen Grünpflege („Stadtgrün“) zur Kenntnis genommen. Jetzt soll die „Konzeptdetaillierung“ stattfinden, eine neue „Steuerungseinheit“ soll bis zur „vollen Funktionsfähigkeit“ neun Monate Zeit haben, dann irgendwann kommt der „Übergang in den Normalbetrieb“. Die Sprache verrät: Hier war Roland Berger am Werk.

Aber offenbar ohne Erfolg. Denn das, was inhaltlich hinter dem Verfahrensvorschlag steckt, entspricht weitgehend den Vorstellungen des Personalrats: „Das Ergebnis hätten wir auch ohne Roland Berger haben können“, sagt Bernhard Esters, Personalrat bei Stadtgrün. Und: „Die haben doch keine Ahnung von dem Thema.“ Im vergangenen Herbst tobte der Streit zwischen den Roland Berger-Leuten und dem Personalrat, inzwischen ist Ruhe eingekehrt – Roland Berger ist out. Verdi-Bezirksleiter Lutz Kokemüller: „Von der Aussage der Berger-Berater, ein Eigenbetrieb sei grundsätzlich nicht die geeignete Organisationsform für die städtische Grünpflege, ist nichts mehr übrig geblieben.“ Mehr als 300.000 Mark hat diese Beratung gekostet – „Die Senatorin hätte viel Geld und auch viel Ärger sparen können, wenn auf die zweifelhafte Unterstützung der Privatisierungsberater verzichtet worden wäre.“

Reinhard Gronau von der Fachabteilung Arbeitsschutz der Sozialsenatorin ist inzwischen der neue Chef von Stadtgrün. Zwar hat er die Stelle vorerst nur kommissarisch für die Zeit von einem halben Jahr. Aber das, weil er „dem Personalrat positiv aufgefallen“ war, erklärt der Sprecher der Umweltbehörde, und nicht etwa Roland Berger.

Auch der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Joachim Schuster, ist zufrieden mit der Art, wie die Berger-Vorschläge abgewimmelt wurden: Der Eigenbetrieb Stadtgrün wird nicht zerschlagen, wie die Berger-Berater es wollten, sondern bekommt jetzt „die faire Chance eröffnet, seine Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen,“ sagt Schuster.

Konkret sollen die Arbeiten, die bisher automatisch von dem 450 Mann starken städtischen Eigenbetrieb „Stadtgrün“ erbracht werden, in Zukunft ausgeschrieben werden. Stadtgrün soll sich bewerben müssen – wie jeder private Gartenbaubetrieb auch. Aber eine Vergabe der Aufträge an private Dritte „sollte sich in ihrer Höhe an einer optimalen Auslastung der vorhandenen personellen und sachlichen Ressourcen orientieren“, heißt es in dem Bericht der Senatorin an die Umwelt-Deputation. Der Anteil der Aufträge, der an private Firmen vergeben wird, darf nur im Rahmen des möglichen natürlichen Personalabbaus bei Stadtgrün steigen – und das sind „zwischen zwei und drei Prozent pro Jahr in den kommenden fünf Jahren. Das macht in gewisser Weise Sinn, denn wenn mehr Aufträge nach außen vergeben würden, müsste Umweltsenatorin Tine Wischer (SPD) die privaten Gärtner bezahlen und die eigenen von Stadtgrün, die nichts zu tun haben, zusätzlich. Dieses Problem war allerdings auch schon klar, als die Roland-Berger-Leute mit der Beratung beauftragt wurden.

Und da Stadtgrün die Aufträge nicht selbst an sich vergeben kann, soll es jetzt eine zusätzliche „Steuerungseinheit“ geben, die die Auftragsvergabe an Stadtgrün vornimmt und für das Controlling sorgt. Bei welcher Behörde diese „Steuerungseinheit“ angebunden werden soll, ist aber nach wie vor völlig unklar.

Die Stelle der Leitung von Stadtgrün ist neu ausgeschrieben. Auf dies hat sich auch der derzeitige kommissarische Leiter beworben. Da hätte die Umweltsenatorin sich vermutlich die Kosten für den Headhunter sparen können.

Klaus Wolschner