U-Bahn-Autor ohne Ticket

Seit 16 Jahren läuft im Grips-Theater die Musik-Revue „Linie 1“ von Volker Ludwig. Der Geburtstag der Berliner U-Bahn interessiert den Leiter des Theaters aber nur wenig

taz: Herr Ludwig, was machen Sie an einem Freitag wie dem 15. Februar?

Volker Ludwig: Da bin ich in der Uckermark.

taz: Nicht in Berlin?

Sollte ich?

Um als Linie-1-Autor dabei zu sein, wenn die BVG 100 Jahre U-Bahn feiert.

Ich bin da nicht eingeladen worden. Dabei ist es allein dem Musical zu verdanken, dass es in Kreuzberg weiterhin die U 1 gibt.

Das klingt ein bisschen beleidigt.

Nein, mein Verhältnis zur BVG ist völlig neutral

Wenn Sie nicht da sind, dann gibt es wohl auch in der Aufführung wahrscheinlich kein Geburtsttagsliedchen?

Nein, das würde ja auch gar nicht in das Stück passen.

Wenn Sie Chef bei der BVG wären, was würden Sie sofort anders machen.

Das was die meisten machen würden: die Preise senken.

Ihnen ist die U-Bahn zu teuer?

Ich hab meine Umweltkarte im vergangenen Jahr abgeschafft, weil der Preis von ursprünglich 600 Mark auf 1.000 gestiegen ist.

Der Autor vom U-Bahn-Kultstück hat gar keine U-Bahnkarte mehr?

Nein. Wenn es nötig ist, nehme ich das Auto, ansonsten kaufe ich mir einen Einzelfahrschein.

Die U-Bahn wird 100, Sie haben vor ein paar Monaten die 1.000. Vorstellung des Stücks gehabt. Wie lange wird Linie 1 noch im Grips Theater laufen?

Das ist nicht abzusehen. „Linie 1“ ist unsere Rentenversicherung, weil es immer ausverkauft ist und dafür sorgt, dass das Theater ausreichend ausgelastet ist. Aber viele, die nach Berlin kommen, verbinden das Grips Theater allein mit „Linie 1“ – und wenn wir denen sagen, ‚Schaut euch doch „Melodys Ring“ an, das ist neu‘, dann gehen die wieder. Die wollen „Linie 1“ sehen und sonst gar nichts.

INTERVIEW: STEFAN ALBERTI