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: Alba Berlin gewinnt gegen Trier

„Funny“ Distanzschüsse

Selten war eine Dreipunktlinie überflüssiger als im Spiel von Alba Berlin gegen Trier am Samstag. Beide Teams hatten derart zittrige Hände, dass nach Spielende nur sechs Bälle aus der Distanz von 6,25 Meter in die zwei Reusen der Max-Schmeling-Halle fielen – bei 24 Versuchen. Eine Bilanz, die Gästecoach Don Beck recht „funny“ fand. Sein Blick haftete lang auf der Spielstatistik, die für ungeübte Augen aussieht wie der Notizzettel eines durchgeknallten Hackers. „Fällt euch denn nichts auf“, fragte er die Journalisten, und als die sich nicht regten, gab er zu verstehen, dass er so etwas noch nicht erlebt habe.

Die Wurfschwäche beschränkte sich freilich nicht nur auf korbferne Gegenden, auch aus zwei, drei Metern klappte kaum etwas. Alba Berlin erkannte recht früh in der Partie, dass für sie von draußen nichts zu holen ist und konzentrierte sich fortan auf das Spiel unter den Körben, wo sie mit den Centern Dejan Koturovic und Teoman Öztürk ohnehin über stärkeres Personal verfügten. „Es war dann für uns die Aufgabe, den Ball unter den Korb zu bringen“, beschrieb Trainer Emir Mutapcic die taktische Umstellung.

Bis Alba allerdings begriffen hatte, dass an diesem Tag der Weitwurf nicht mal in ein Handballtor gegangen wäre, lagen die Berliner schon mit 8:16 zurück (8. Minute). Alles deutete darauf hin, dass der deutsche Meister noch tiefer in die Krise gerät und Trier zu seinem zweiten Saisonsieg über Alba kommt, nachdem die Basketballer von der Mosel bereits im Hinspiel 92:83 gewonnen und Albas Ruch der Unbezwingbarkeit erstmals gründlich demontiert hatten. Wie damals schickte sich der Trierer Center Bruno Roschnafsky auch diesmal an, seiner Dreierlaune (im Hinspiel 4 Treffer bei 5 Versuchen) zu fröhnen. Doch er traf nur einmal.

Nachdem Alba also unter den Körben dominierte, der genesene Henrik Rödl im zweiten Viertel mit „einer gehörigen Portion Wut im Bauch“ (dpa) die Zähne bleckte und selbst nach einfachsten Arbeitseinsätzen wie Rumpelstilz herumsprang, ging’s langsam bergauf. Was Alba derzeit braucht, sind augenscheinlich beherzte, emotionale Einlagen, die das Mittelmaß unterhöhlen. Trotz fehlender Souveränität zog der Tabellendritte davon – bis zum 81:68 am Ende. „Es war ein schweres Spiel“, sagte dann auch Trainer Mutapcic. „Wir haben diesen mentally Druck.“ Er sei zufrieden mit der Leistung eines jeden Spielers, führte er aus, und da, wo es gehapert habe, vor allem im Angriff, erhoffe er sich Besserung, „hoffentlich schon am Mittwoch“. Da ist Pokal in Braunschweig. „Es ist ein Prozess“, sagte Emir Mutapcic. Ein Prozess, langsam zu alter Stärke zurückzufinden.

MARKUS VÖLKER