Die Rente als ökologische Chance nutzen

Unternehmen, die Produkte zur Altersvorsorge als „Riester-Rente“ anbieten, haben eine Berichtspflicht in Sachen Nachhaltigkeit. Verbraucher sollten nach ökologischen und ethischen Kriterien fragen, raten die Verbraucherzentralen

Mit dem Jahreswechsel wurde die staatliche Förderung von speziell zertifizierten Produkten zur privaten Altersvorsorge eingeführt („Riester-Rente“). Damit ist auch gesetzlich festgelegt, dass die Anbieter jährlich darüber berichten müssen, inwiefern sie bei der Anlage der von ihnen eingesammelten Beiträge ökologische, ethische und soziale Aspekte berücksichtigen, genannt „Nachhaltigkeitsberichtspflicht“. Verbraucher haben damit die Möglichkeit, gezielt solche Unternehmen zu wählen, die mit ihrem Kapital verantwortungsbewusst umgehen. Sie können sich also aussuchen, ob sie einen Anbieter favorisieren, der – um es zu polarisieren – die später auszuzahlenden Renten aus Renditen in der Atomindustrie erwirtschaftet oder in der Solarbranche.

Die Organisation Germanwatch kritisiert indes, dass die damit gewünschte Transparenz im Finanzsektor vom Bundesfinanzministerium durch „Umsetzungsregelungen gegen den erklärten Willen des Gesetzgebers“ unterlaufen werde. So müssten nur die Anbieter jährlich berichten, „die überhaupt ethische, soziale und ökologische Kriterien“ berücksichtigten.

Das Bundesumweltministerium und der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) dringen zudem auf ein größeres Angebot in Sachen ethischer, sozialer und ökologischer Produkte. Das jedenfalls erklärten Umweltminister Jürgen Trittin und vzbv-Vorstand Edda Müller unisono in der vergangenen Woche. „Mit der Riester-Rente haben wir die große Chance“, so Edda Müller, „dass die Verbraucher ihr Geld jenen Anbietern anvertrauen, die ethische, soziale und ökologische Standards bei der Geldanlage berücksichtigen.“ Das aber könne nur funktionieren, wenn „die Unternehmen entsprechende transparente Angebote überhaupt auf den Markt bringen“.

Nach Informationen des vzbv könnten bisher jedoch nicht einmal ein Prozent der rund 3.500 Produkte der Riester-Rente als nachhaltige Geldanlage gewertet werden. Laut einer Emnid-Untersuchung im Auftrag des Bundesumweltministeriums wünschten sich 84,3 Prozent der befragten Verbraucher eine umweltbezogene Publizitätspflicht für Altersvorsorgegesellschaften. „Verbraucher müssen Druck auf die Anbieter machen, damit mehr nachhaltige Riester-Produkte auf den Markt kommen“, mahnt der Verbraucherzentrale Bundesverband. Bei der Entscheidung für ein Angebot zur kapitalgedeckten Altersvorsorge solle man „vor Vertragsabschluss neben der Rendite auch die Aspekte der ethischen, sozialen und ökologischen Anlagestrategie der Anbieter hinterfragen“.

Auch in der jüngsten Ausgabe des Börseninformationsdienstes Öko-Invest heißt es, dass von den zum Jahresanfang zertifizierten, das heißt als staatlich förderfähig eingestuften Produkten, „noch kaum welche im ethisch-ökologischen Bereich anzusiedeln“ seien. Marktführer sei dabei „mit großem Abstand“ die Bochumer GLS Gemeinschaftsbank, die zwei solcher Produkte anbiete und eine dritte Variante vorbereite.

Auch die Versiko AG habe ein eigenes Produkt entwickelt, das „an ökologisch ausgerichteten Investmentfonds gekoppelt ist“. Dabei würden die Kosten auf die gesamte Laufzeit verteilt, sodass „unter der Voraussetzung tendenziell steigender Kurse die Gesamtrendite höher liegen dürfte als bei Produkten, bei denen die Gebühren früher abgezogen werden“, so Öko-Invest.

Wer noch in diesem Jahr die staatlichen Zuschüsse erhalten will, hat für einen Vertragsabschluss noch bis zum Jahresende Zeit, da die Förderung jeweils nachträglich für das abgelaufene Jahr gezahlt wird. Der vzbv forderte eine jährliche und umfassende Berichtspflicht „aller Anbieter einschließlich der betrieblichen Altersvorsorge“.

Bundesumweltministerium und vzbv bereiten nach eigenen Angaben eine Informationskampagne zu den Kriterien der Altersvorsorgeverträge vor. ALO