Schwimmer sollen Becken übernehmen

Bäder Betriebe wollen nun Hallen an Vereine verpachten. Privatinvestor saniert Technik um Energiekosten zu senken

Die von den Sparzwängen des Senats betroffenen Berliner Bäder Betriebe (BBB) kraulen nun auf die Schwimmvereine zu. Das neue Angebot: Die von Schließung bedrohten Schwimmhallen können von den darin trainierenden Vereinen in Pacht übernommen werden. Die Vertragsvorlagen werden von den Betroffenen jedoch mit Skepsis erwartet. „Wenn die Konditionen stimmen“, ist laut Manuel Kopitz, Geschäftsführer des Berliner Schwimmverbands, eine „Pacht nicht ausgeschlossen“. Dass die Vereine Bäder ohne öffentliche Zuschüsse betreiben könnten, sei jedoch „hirnrissig“.

Dietmar Bothe, Sprecher des Landessportbundes Berlin, hält von den Pachtverträgen für die Hallenbäder gar nichts. „Ein Verein will die Bäder ja nicht wirtschaftlich verwerten.“ Viel realistischer sei hingegen die Übernahme von elf Frei- und Flussbädern durch die Vereine. Dort seien die Vorschriften, die eine Badestelle verlangt, viel leichter zu erfüllen. Kosten für Wasseraufbereitung fallen gar nicht an. Die „Turngemeinde in Berlin“ liebäugelt daher mit dem Freibad Friedrichshagen. Und der Schwimmverein „Berliner Wasserratten“ arbeitet an einem Konzept für das Freibad Plötzensee.

Mit dem haushaltspolitischen Sprecher der Grünen, Oliver Schroufeneger, hat Bothe zudem ein weiteres Konzept diskutiert. Die Grundstücke der vier nicht mehr sanierungsfähigen Bäder sollen verkauft, der mögliche Erlös als Stiftungskaptital angelegt und zu einem gewissen Prozentsatz ausgeschüttet werden. Das könnte die Betriebskosten decken, so die Vorstellung.

Den Begriff „Pacht“ will BBB-Chef Klaus Lipinsky aber ohnehin nur in Häkchen gesetzt wissen. Die Vereine sollten zum Beispiel durch zusätzliche Wasseraufsicht die Personalkosten der BBB minimieren. Diese betragen pro Bad durchschnittlich 100.000 Euro jährlich. Durch Schwimmkurse und ähnliche Angebote sollen die Vereine dann die Betriebskosten erstatten. Wenn sich die kleineren Vereine zusammenschließen würden, sei das zu schaffen.

Immerhin haben die Bäder Betriebe auch eine wirklich gute Nachricht: Ohne einen Pfennig Zuzahlung erreichen die Berliner Bäder Betriebe (BBB) in den kommenden zehn Jahren die „Instandsetzung, Modernisierung und Optimierung der haustechnischen Anlagen“ in elf Berliner Schwimmbädern. Energiespar-Contracting nennt sich das europaweite Modellprojekt zur Modernisierung der Gebäudetechnik, das Lipinsky gestern in der Sport- und Lehrschwimmhalle Schöneberg präsentierte. 1,6 Millionen Euro, ein Drittel der derzeitigen Energiekosten, sollen so pro Jahr eingespart werden. 326.000 Euro sollen davon in die Kassen der Bäder Betriebe fließen. Den Rest bekommt der Vertragspartner, die Firma Landis & Staefa. Die investiert allerdings zuvor die notwendigen 7,9 Millionen Euro. ANNE VILLWOCK